Braucht man wirklich einen 120-Hz-Bildschirm in Smartphones?
Zunächst ein Geständnis: Ich liebe Kino-Optik, also die unscharfen Bewegungen, die (unter anderem) davon kommen, dass Kinofilme eben nur mit 24 Bildern pro Sekunde laufen. Ich finde, das wirkt wesentlich hochwertiger als die glattgebügelten Bewegungen auf einem 100-Hz-Fernseher.
Aber: Als ich zum ersten Mal ein 90-Hz-Display in einem Smartphone verwendet habe, war ich wirklich begeistert. Der Unterschied zwischen 60 Hz und 90 Hz ist für mich riesig, hier wiederum finde ich den absolut flüssigen Bildlauf beim Scrollen wesentlich hochwertiger als das Geruckel bei 60 Hz. Ehrlich gesagt, ist mir das aber erst bewusst geworden, als ich den direkten Vergleich hatte.
Vor einigen Jahren war es noch verbreitete Meinung, dass das menschliche Auge mehr als 26 Bilder in der Sekunde gar nicht wahrnehmen könne, vielleicht maximal noch das 50- oder 60-Hertz-Flimmern eines Bildschirms. Heute ist die wissenschaftliche Ansicht dazu differenzierter: Es kommt nämlich stark auf die Umgebungsbedingungen an und dann können sogar hohe Bildwiederholraten von mehreren hundert Hertz noch einen Unterschied machen.
Und: Jeder Mensch sieht anders. So wie beim PWM-Flackern eines Bildschirms, ist auch die Empfindlichkeit gegenüber unterschiedlichen Bildwiederholraten von Mensch zu Mensch verschieden.
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Zu diesen Überlegungen veranlasst hat mich der Test des OnePlus 8T. Der Hersteller wirbt nämlich damit, nun auch in seinem günstigeren Smartphone ein 120-Hz-Display anstatt eines 90-Hz-Screens wie beim Vorgänger zu verbauen. Darüber kann man schmunzeln: Ein Marketingtrick, natürlich. Und ja, mir fällt subjektiv ehrlich gesagt kein wirklicher Unterschied zwischen 120 und 90 Hz Bildwiederholrate auf. Beides wirkt für mich superflüssig.
Als normaler Nutzer kann man die 120 Hz also übertrieben finden, aber da jeder Mensch anders auf unterschiedliche Bildwiederholraten reagiert, sollte es wohl am besten jeder für sich selbst entscheiden, ob ihm die 30 Hz extra wichtig sind.
Das Gaming-Argument verfängt momentan noch nicht: 144-Hz-Bildschirme sind beim PC-Gaming für Profis längst Standard, weil hier jede Millisekunde zählt und die Darstellung möglichst schnell aktualisiert werden muss. Beim Smartphone-Gaming wiederum braucht es wohl noch einige Zeit, bis es sich auch wirklich nutzen lässt: Aktuell stellen selbst Smartphones mit hoher Bildwiederholrate Games meist maximal mit 60 Hz dar, um den Akku zu schonen, auch wenn die Spiele theoretisch mehr könnten.
Der Bildschirm ist eines der wichtigsten Bauteile in einem Smartphone, immerhin ist er Bedienschnittstelle und Wiedergabefläche auf einmal. Deshalb mein Appell: Vor dem Kauf eines neuen Smartphones (besonders eines teuren) sollte man den Bildschirm immer ausprobieren.
Nur dann kann man beurteilen, ob 120 Hz für einen selbst einen Unterschied machen.