Brandneue DJI Neo im Hands-On: DJIs bislang leichteste und preiswerteste Video-Drohne
DJI ist einer der bekanntesten Drohnen-Herstellern. Nicht nur bei Consumern sind die Fluggeräte und Gimbals beliebt, auch größere Unternehmen, wissenschaftliche Einrichtungen oder staatliche Organisationen setzen die Drohnen zu verschiedenen Zwecken ein, darunter bei der Luftvermessung, der Stromversorgung usw.
Alleine für Consumer und Filmschaffende hat das Unternehmen zahlreiche Modelle im Angebot. Jetzt erscheint am 5. September die bis dahin kleinste und leichteste DJI-Kamera-Drohne namens NEO. Die Drohne alleine kostet nur 199 Euro, dann wird sie ausschließlich per Smartphone gesteuert. Im teureren Paket "Fly More Combo" packen die Hersteller noch eine Fernsteuerung (RC-N3 / RC151), zwei Ersatzakkus sowie ein Ladegerät für bis zu drei Akkus gleichzeitig ins Paket. Wir testen das Combo-Paket für 349 Euro.
Für unseren Vorabtest gibt es leichte Einschränkungen. So sind einige wenige Funktionen in der aktuellen K3-Firmware noch nicht integriert, darunter fällt beispielsweise die Motivverfolgung von der Seite, dies soll sich mit dem Launch und der dann verfügbaren U1-Firmware jedoch ändern.
Gehäuse & Verarbeitung - Leicht und kompakt
Die Drohne Neo
Sowohl die Drohne Neo als auch die RC-N3-Fernbedienung sind in grauem Kunststoff gehalten. Der Quadcopter macht einen leichten und dennoch sehr stabilen Eindruck, was an der Kompaktheit und dem geschlossenen Gehäuse liegt.
Nur der kleine Kamera-Gimbal fühlt sich empfindlich und schützenswert an, DJI legt eine Schutzkappe für den Transport bei.
Auf der Oberseite befinden sich hinten der Powerbutton und vorne der Button zum Umschalten der vordefinierten Videomodi, inklusive einiger LEDs, die anzeigen, welcher Modus aktiv und wie es um den Akkustand bestellt ist. Ein wechselbarer Propellerschutz schirmt die Rotoren von oben ab.
Die Unterseite besteht größtenteils aus dem angeklickten Akku, welcher sich leicht austauschen lässt. Weiter vorne befinden sich noch die nach unten gerichteten Positionssensoren.
Der einzige echte Anschluss sitzt genau hinten, ein USB-Typ-C-Port zum Übertragen von Daten auf den PC sowie zum Aufladen, wenn kein separates Ladegerät vorhanden ist.
Die Fernsteuerung RC-N3
Die Fernsteuerung RC-N3 und deren Vorgänger werden auch für diverse andere DJI-Produkte eingesetzt. Sie wirkt ähnlich kompakt, bringt ein wertiges Eigengewicht mit ohne dabei zu schwer zu wirken, ist ebenfalls in Grau gehalten und bietet gummierte Rückseiten für die Finger.
Damit die Sticks keinen Schaden nehmen, sind sie standardmäßig demontiert und in zwei Schächten an der Unterseite verstaut. Sie lassen sich per Schraubgewinde an den dazugehörigen Pads anbringen.
Die Oberseite lässt sich ausziehen und dient als Smartphonehalterung, welche ausreichend stabil wirkt. Unterhalb der Halterung sitzt ein USB-C-Kabel, welches mit der RC-N3 verbunden ist und an das Smartphone angeschlossen werden möchte.
Hinzu kommen neben den Sticks und dem Powerbutton einige nützliche Extraknöpfe. So dient die rechte Schultertaste als Aufnahmestart und -stopp. Die linke Schultertaste ist indes keine Taste, sondern ein Rad, mit dem man gezielt und stufenlos die Position des Kamera-Gimbals von oben nach unten ausrichten kann. Vorne lässt sich über einen Schiebeschalter zwischen drei Geschwindigkeitsstufen (bspw. Low fürs ruhigere Filmen) umherschalten.
Zubehör
Für 199 Euro bekommt man nur die Drohne und einen Akku. Unser Fly More Combo kostet bereits 349 Euro, dafür gibt es zusätzlich die RC-N3-Fernsteuerung, zwei weitere Akkus und ein Ladegerät für bis zu drei Akkus. Zwei Ersatzpropeller, ein USB-C-zu-USB-C- und ein USB-C-zu-Lightning-Kabel sowie ein kleiner Schraubendreher liegen ebenso bei.
Technische Merkmale & Ausstattung - 4K mit 1-Achsen-Stabilisierung
DJI bewirbt die handflächengroße Drohne in einem Satz wie folgt: "DJI macht Alltagsaufnahmen mit einer neuen kompakten Drohne für Vlogs noch einfacher und unterhaltsamer", "Neo ist die bisher leichteste und kompakteste Drohne von DJI und benötigt keine Fernsteuerung". Offensichtlich richtet sich die kleine Drohne also an Vlogger, YouTuber, Influencer und Co.
Dabei helfen sollen vor allem die besonders kompakten Maße und das leichte Gewicht, gepaart mit der stabilisierten 4K-Videokamera mit KI-Motivverfolgung. Die Drohne wiegt samt Akku nur 135 g und ist tatsächlich kaum größer als eine Handfläche. Kauft man sie solo für 199 Euro, so übernimmt das Smartphone dank App die Fernsteuerung, alternativ lässt sie sich über eine Fernbedienung oder zusätzlich mit FPV-Headset steuern.
Für die Stabilisierung ist die Neo mit einem leider nur einachsigen, mechanischen Gimbal ausgestattet, zudem soll sie Windstärken bis zur Stufe 4 standhalten. Ihre Position hält die DJI Neo dank des Positionierungssystems mit Infrarot- und Monokularsicht.
Die Flugzeit wird mit 18 Minuten angegeben, im Fly More Combo erhält man zwei zusätzliche Akkus, was die Flugzeit dementsprechend erhöht. Die Reichweite hängt vom Controller ab: Mit dem Smartphone sind es nur etwa 50 m, mit der RC-N3 bis zu 10 km auf freier Fläche.
Flugfunktionen
Über die App hebt die Drohne per Knopfdruck ab und landet auch wieder teilautomatisch. Über den Modusknopf können die verschiedenen Sonderfunktionen geschaltet und ausgelöst werden. Drückt man den Knopf für 2 s, so wird der jeweilige Modus gestartet. Folgende Modi sind verfügbar und kündigen sich per Sprachansage an:
- Follow: Per KI-Gesichtserkennung wird das Motiv in der Nahansicht verfolgt.
- Dronie: Die Drohne fliegt rückwärts und steigt auf, wobei die Kamera auf das Motiv gerichtet ist und eine Videoaufnahme macht.
- Circle: Die Drohne umkreist das Motiv.
- Rocket: Die Drohne steigt auf, während die Kamera nach unten gerichtet ist.
- Spotlight: Die Drohne dreht sich, während das Zielobjekt im Bild bleibt.
- Helix: Die Drohne steigt auf und umkreist das Motiv.
Daneben soll es noch die Funktion Boomerang geben, bei der die Drohne in einer ovalen Flugbahn um das Motiv herum fliegt und dabei auf- bzw. beim Rückflug wieder absteigt. Dafür gibt es jedoch keinen eingespeicherten Modus direkt auf der Drohne, auch in der App war dieser Modus noch nicht integriert.
Eine automatische Rückkehrfunktion komplettiert das Paket. Mit der Fernsteuerung sind manuell natürlich noch viele andere Flugmanöver und Aufnahmewinkel möglich.
Videofunktionen
Stabilisierte Videos nimmt die Gimbal-Drohne maximal in 4K auf, dann aber nur mit 30 fps. In Full-HD bzw. 1080p kann man auch mit 50 oder 60 fps aufnehmen. Die Kamera entspricht einer 13-mm-Linse, die maximale Blendenöffnung liegt bei 2,8.
Intern werden die Videos wahlweise H.264- oder H.265-kodiert gespeichert, RAW-Aufnahmen sind nicht möglich, die Bitrate wird mit maximal 75 Mb/s angegeben.
Der interne Speicher beläuft sich auf 22 GB. Das soll für 40 Minuten in 4K/30fps oder 55 Minuten Videomaterial in 1080p/60fps ausreichen. Anschließend können die Videos über eine schnelle Wi-Fi-Verbindung ans Smartphone und die DJI-Fly-App übertragen werden, alternativ gibt es auch eine Windows- oder Mac-App, dann wird die Drohne per USB-C- oder Lightning-Kabel mit dem PC verbunden.
Startvorbereitung & App - 571 MB schwer
Wer wie wir bislang keine DJI-Drohne besessen hat, findet den Start vielleicht etwas unintuitiv. Wir schalten Drohne und Controller ein, indem wir deren Powerknopf einmal kurz und dann nochmal länger gedrückt halten. Vor dem ersten Start muss der Akku der Drohne noch aktiviert werden, indem man die Neo wenigstens kurz mit einem USB-C-Kabel am Strom anschließt. Auch die RC-N3 kann über ihren USB-C-Anschluss aufgeladen werden.
Ohne Smartphone und App funktioniert der Start nicht, auch wenn man die Fernsteuerung besitzt. Zunächst muss man also die über 571 MB schwere DJI Fly App installieren.
Nach dem ersten Start wird man zudem aufgefordert einen Account zu erstellen. Man kann den Schritt zwar überspringen, dann muss man jedoch mit empfindlichen Einschränkungen leben. Danach muss man den Datenschutzbestimmungen zustimmen, DJI sammelt u.a. die Seriennummern von Drohne, Gimbal, Akku und Fernbedienung. GPS muss bei der App-Nutzung ständig aktiv sein, sonst funktioniert die Drohne nicht. Auch hier dürfte DJI Daten abgreifen.
Anschließend muss man die DJI Neo noch aktivieren. Die Positionsbestimmung muss aktiv sein und man muss den Nutzungsbedingungen zustimmen. Das geht recht schnell.
Hiernach kommt die Wahl der Steuerungsmethode, wobei die mittlere Option ("Connect with RC only") irreführend ist, da man die Drohne, wie oben erwähnt, nicht ausschließlich mit der Fernbedienung steuern kann, sondern das Smartphone plus App immer aktiv sein muss. Wir wählen die RC-Methode.
Dann sind wir endlich im Hauptbildschirm angelangt und können mit dem Fliegen beginnen. Wahlweise kann man sich vor dem ersten Start auch einweisen lassen und diverse Tutorials anschauen.
Der Flugbildschirm ist recht simpel gehalten. Je nach Steuerungsart unterscheidet sich der Bildschirm, per Smartphone wird hochkant gesteuert, mit RC quer.
Praxiserfahrung - Bildqualität nur medium
In der RC-Steuerung lassen wir die Drohne links auf dem Bildschirm per Knopfdruck automatisch abheben. Wir können sie generell entweder manuell steuern, oder wir wählen einen der vordefinierten Flugmodi aus.
Flugverhalten
Die kleine Drohne steht dabei recht stabil in der Luft, egal ob In- oder Outdoors. Wobei bei näherem Hinsehen kleinere Wackler und leichte Korrekturschwenks in den Videos auffallen. Am stärksten war der Rocket-Modus davon betroffen, da die Drohne hier deutlich höher steigt als bei den anderen Modi. Mit zunehmender Höhe und dadurch mehr Wind könnten die Aufnahmen also weniger stabil sein.
Videoqualität
Per Knopfdruck werden Filmaufnahmen gestartet, bei den vordefinierten Modi wird automatisch aufgezeichnet. Die Aufnahmen selbst wirken etwas übersättigt, Gesichter und Hautfarben sind etwas zu rot geraten. Es ist auch ein mittelschweres Grundrauschen zu erkennen, selbst im Freien und bei sehr guten Lichtverhältnissen, was Details verschwimmen lässt.
Die beste Videoqualität sollte man hier also nicht erwartet, es ist eher zweifelhaft, dass Influencer und Vlogger damit zufrieden sind. Für Hobbyfilmer könnte die Qualität, je nach Ansprüchen, eventuell ausreichen.
Was der kleinen Drohne ebenfalls fehlt, ist eine Hinderniserkennung, was wir (unfreiwillig) an einem Türrahmen austesten konnten. Gerät die Drohne mit einem Hindernis in Kontakt, so stellt sie sofort alle Flugbemühungen ein und stürzt ungebremst herunter.
Bei unserem "Teststurz" aus etwa 1,6 m Höhe auf den Holzdielenboden waren alle Propeller noch in Ordnung, allerdings hatte sich der Kamera-Gimbal im Plastikgehäuse verdreht, wodurch die Kamera nun schief im Gehäuse saß. Glücklicherweise war es kein andauernder Defekt, der Gimbal ließ sich mit etwas Vorsicht und Geschick wieder in die richtige Position drücken.
Die Flugzeit liegt bei etwa 15 Minuten, was angesichts einer DJI Mini 2 SE mit ihren 30 Minuten nicht besonders üppig ist.
Pro
Contra
Fazit: Preiswerteste DJI-Drohne für geringere Ansprüche
Eines der größten Argumente der DJI Neo ist sein niedriger Preis und dass sie vom Marktführer stammt. Letzteres merkt man am stabilen und kompakten Design, der ausgefeilten Flugmechanik und der automatischen Filmmanöver.
Für 199 Euro muss man aber eben auch Abstriche machen und die liegen bei der Neo in der trotz 4K eher mäßigen Videoqualität und der Stabilisierung. Eine 135-g-Drohne kann eben nicht so stabile Videos aufnehmen wie schwerere Modelle, außerdem wird die Kamera nur auf einer Achse stabilisiert.
Die DJI Neo ist eine sehr handliche und gut verarbeitete Drohne, bei der Videoqualität und der -stabilisierung kann sie jedoch nicht mit größeren und teureren Modellen mithalten.
Bei einem Preis von 349 Euro für das Fly More Combo muss man allerdings schon genau überlegen, ob es die Investition wert ist. Zwar erhält man hier noch den wertigen RC-N3-Controller und mehr Akkus dazu, bei dem Preis lohnt sich dann aber vielleicht auch der Blick auf Modelle mit einer besseren Videoqualität.
Preis und Verfügbarkeit
DJI stellt die Neo erst auf der diesjährigen IFA vor, ab dem 5.9. um 15 Uhr lässt sie sich zumindest vorbestellen, danach sollte sie langsam verfügbar werden. Die Drohne alleine kostet 199 Euro, für das Fly More Combo werden 349 Euro auf der DJI-Website fällig.
Transparenz
Die Auswahl der zu testenden Geräte erfolgt innerhalb der Redaktion. Das vorliegende Testmuster wurde dem Autor vom Hersteller unentgeltlich zu Testzwecken überlassen. Eine Einflussnahme auf den Testbericht gab es nicht, der Hersteller erhielt keine Version des Reviews vor der Veröffentlichung. Es bestand keine Verpflichtung zur Publikation. Unsere Reviews erfolgen stets ohne Gegenleistung oder Kompensationen. Als eigenständiges, unabhängiges Unternehmen unterliegt Notebookcheck keiner Diktion von Herstellern, Shops und Verlagen.
So testet Notebookcheck
Pro Jahr werden von Notebookcheck hunderte Laptops und Smartphones unabhängig in von uns standardisierten technischen Verfahren getestet, um eine Vergleichbarkeit aller Testergebnisse zu gewährleisten. Seit rund 20 Jahren entwickeln wir diese Testmethoden kontinuierlich weiter und setzen damit Branchenstandards. In unseren Testlaboren kommt ausschließlich hochwertiges Messequipment in die Hände erfahrener Techniker und Redakteure. Die Tests unterliegen einer mehrstufigen Kontrolle. Unsere komplexe Gesamtbewertung basiert auf hunderten fundierten Messergebnissen und Benchmarks, womit Ihnen Objektivität garantiert ist. Weitere Informationen zu unseren Testmethoden gibt es hier.