Bahn: Wie man mobilfunkdurchlässige Scheiben erkennt und wie sie funktionieren
Schon seit einiger Zeit fahren in Deutschland Züge herum, die mit mobilfunktransparenten Scheiben ausgestattet wurden. Die Technik verbreitet sich nun aber immer weiter und erreicht perspektivisch auch Nebenbahnen.
Dabei lassen sich diese speziellen Scheiben mit etwas Übung leicht erkennen. Ein auf den ersten Blick zufälliges, aber sich doch wiederholendes Wabenmuster zeigt eindeutig, dass diese Scheiben Mobilfunksignale nur noch schwach dämpfen, obwohl die Scheiben klassisch mit Metall bedampft sind.
Diese Bedampfung soll unter anderem dafür sorgen, dass weniger Sonneneinstrahlung ins Fahrzeuginnere kommt. Leider dämpft oder reflektiert eine solch behandelte Scheibe auch den Mobilfunkempfang erheblich. Es bräuchte also eigentlich WWAN-Repeater, damit Fahrgäste mit einem Notebook samt Mobilfunkmodem surfen können, ohne das WLAN zu bemühen. Doch Repeater sind wartungsintensiv und die Installation, auch durch die Zulassungsnotwendigkeit, teuer.
Mit dem Laser bearbeitete Scheiben
Damit die Scheiben trotzdem Signale durchlassen, werden sie entsprechend gelasert. Dabei wird die wärmereduzierende Wirkung so gut wie gar nicht beeinflusst, während Mobilfunksignale dank der "Lücken" durch die Scheibe können. Diese Laser-Bearbeitung sorgt dafür, dass die Beschichtung in "kleinere geometrische Felder eingeteilt, die voneinander elektrisch getrennt sind", so Siemens. Der Laser verdampft dabei gezielt die Beschichtung.
Sowohl die Größe als auch die Form der Felder ist nicht zufällig. Sie wird durch die zu erwartenden Mobilfunkfrequenzen beeinflusst. Nach der Behandlung verliert eine Scheibe etwa 3,5 Prozent der Beschichtung und ist durchlässig für 700 bis 3.800 MHz.
Wie gut das Muster wahrnehmbar ist, hängt ein wenig von der Lichtsituation ab. Beim direkten Herausschauen auf eine Städtelandschaft ist die Laserung kaum wahrnehmbar. Befindet sich hinter der Scheibe aber etwa eine gleichmäßige Fläche, ist die mobilfunkdurchlässige Scheibe von einer normalen Scheibe leicht zu unterscheiden, insbesondere wenn die Sonne die Scheibe anstrahlt. Allgemein ist das Muster aber nicht störend und kann leicht ignoriert werden.
Laut Siemens ist so "ein nahezu ungehinderter Mobilfunkempfang möglich, sofern eine entsprechende Mobilfunkinfrastruktur vorhanden ist.", wie es in einem Gastbeitrag im Zevrail-Magazin (PDF) heißt, der auch zahlreiche technische Details beschreibt. Wer sich für das Thema interessiert, sollte dieses PDF lesen.
Die Mobilfunkinfrastruktur bleibt also trotzdem noch ein Knackpunkt in Deutschland. Nach dem gescheiterten Versuch, den Zugfunk GSM-R zum Jahr 2023 zu härten, um das schmalbandige LTE 900 an Bahnstrecken zu ermöglichen, braucht es erst einmal den weiteren traditionellen Ausbau der Mobilfunkinfrastruktur.
Die neuen Scheiben sind in einigen aber nicht allen Zügen von Siemens zu finden. Darunter der ICE 3 Neo (Baureihe 408), der Desiro HC (462, etwa auf dem Rhein-Ruhr-Express oder auf der RE1 in Berlin und Brandenburg) und der Mireo Plus B/H (kommende 563 mit Brennstoffzelle oder reiner LTO-Akkuausstattung).
Zum Mireo Plus B und Plus H wird Notebookcheck demnächst einen ausführlichen Artikel veröffentlichen.
Transparenz
Der Autor hat Informationen zu diesem Artikel im Rahmen einer Veranstaltung des Herstellers erhalten. Etwaige Reise- und Unterbringungskosten wurden vollständig oder teilweise vom Hersteller übernommen. Eine Einflussnahme des Herstellers auf die Berichterstattung gab es nicht. Es bestand keine Verpflichtung zur Veröffentlichung.
Quelle(n)
Prüf- und Validierungscenter Wegberg-Wildenrath & Deutsche-Bahn-Webseite & Gastbeitrag im Zevrail-Magazin (PDF)