Ausprobiert: Razer Kiyo X - FullHD-Webcam für Einsteiger-Streamer?
Razer hat uns leihweise ein Exemplar seiner Kiyo X zukommen lassen. Anders als der große und deutlich teurere (rund 163 Euro auf Amazon) Bruder Kiyo Pro beherrscht die Kiyo X (88 Euro auf Amazon) 60 fps nur bei 720p, 1080p streamt sie mit 30 fps.
Was der X ebenfalls fehlt, ist neben HDR-Support auch die Ringleuchte der Pro, dennoch hat sie die gleichen, für eine Webcam recht großen Ausmaße, der äußere Ring bleibt bei der X ohne Funktion.
Auch der Field-of-View (82 Grad) lässt sich nicht verändern, bei der Pro gibt es drei Optionen für den Aufnahmebereich, ähnlich wie bei der GoPro.
Praktisch ist hingegen der Stativanschluss der Kiyo X, sodass man sie auch seitlich und unabhängig vom Monitor auf einem Stativ aufstellen kann.
Das Kabel der Webcam misst 1,5 m.
Die Kamera ist Plug and Play, nach dem Auspacken können wir sie also direkt per USB-A-Anschluss einstöpseln und als Webcam bei diversen Apps verwenden.
Wer etwas mehr aus der Kamera herausholen möchte, erlaubt der aufpoppenden Software Razer Synapse die Installation. Hier lassen sich in erster Instanz Farbprofile auswählen oder man legt Farben, Helligkeit, Kontrast und auch den Weißpunkt gleich manuell fest. Die Automatik geht für meinen Geschmack beim Kontrast recht aggressiv vor, in hellen und dunklen Bereichen gehen Details verloren.
Auch der Autofokus lässt sich hier zugunsten eines manuellen Schiebereglers anschalten. Das ist nur bei bestimmten Einsatzszenarien notwendig, meistens macht der Autofokus eine recht gute Figur, kann aber auch mal etwas träger sein. Und trotzdem die Kiyo X auch Nahaufnahmen a la Makro beherrscht, ist der Autofokus hier meiner Erfahrung nach oftmals überfordert. Bewegt man das Gesicht näher als 20 cm an die Kamera, kann es unscharf werden, hier hilft die manuelle Steuerung.
Die "Advanced Options" sind Software-unabhängig zugänglich, hier kann man darüber hinaus noch die Belichtungszeit in Stufen einstellen, Zoomen, das Bild schärfen etc.
Razer wirbt außerdem mit einer sehr geringen Latenz. Hier sollte man sich nicht von Razer Synapse verunsichern lassen, wo das Vorschaubild alles andere als eine niedrige Latenz aufweist sodnern stark verzögert ist. In Streaming- oder Konferenzapps wie OBS, Zoom & Co ist die Latenz minimal.
Das Videobild selbst ist klar besser als das einer typischen integrierten Webcam. Der Aufnahmewinkel ist zudem spürbar größer, ohne jedoch die Person im Vordergrund unscheinbar verschwinden zu lassen.
Allerdings wird man ohne optimale Lichtbedingungen kaum Bilder zu Gesicht bekommen, die auch nur annähernd an die hübschen Werbeaufnahmen heranreichen. Beispielsweise ist das Bildrauschen in einem durchschnittlich hellen Zimmer ohne Zusatzlicht recht stark ausgeprägt, durch die extrem starken Kontraste wirken helle Bereiche zudem überstrahlt, in dunklen Bereichen gehen Details verloren. Die Stufen des manuellen Kontrastreglers sind in zu großen Schritten abgestuft, sodass man von einem Schritt in den nächsten teils entweder überstrahlte oder eben zu dunkle Bereiche bekommt, eine feinere Regelung wäre hier wünschenswert.
Aber schon eine frontale Lichtquelle verbessert das Kontrastproblem und vor allem das Bildrauschen stark, denn dann ist die Belichtungszeit angemessener und es muss nicht per Software künstlich aufgehellt werden. Wer von Licht mehr Ahnung hat als der Autor dieser Zeilen dürfte mit der Kiyo X sicher recht ansprechende Ergebnisse erzielen können.
Fazit
Die Razer Kiyo X ist eine deutlich bessere Alternative als die integrierte Webcam, kostet aber auch deutlich mehr. Dafür bietet sie vielfältige, manuelle Stellschrauben für ein besseres Bild, FullHD oder alternativ 60 fps bei 720p sowie einen Stativanschluss. Ein gutes Lichtsetup ist aber Pflicht, denn unter normalen Lichtbedingungen rauscht das Bild recht stark, der automatische Kontrast ist zudem zu aggressiv eingestellt.
Das integrierte Monomikrofon verstärkt aufgenommenes Audiomaterial, vor allem Sprache, gut verständlich, bringt jedoch ein recht hohes Grundrauschen mit sich. Streamer sollten daher stattdessen auf ein externes Mikrofon als Aufnahmegerät setzen.
Der zusätzliche Funktionsumfang der Synapse-Software hält sich in Grenzen (Farbprofile) den Rest findet man im Treiber wieder. Dafür sammelt Razer recht viele Informationen über die Software, die nur der Webcam wegen (sofern man keine weiteren Razer-Produkte hat) quasi ständig nebenbei läuft. Audio- oder Videoinformationen werden aber laut Razer nicht getrackt.
Alternativ teste ich diese Woche noch das Razer Ripsaw X, eine USB Capture Card mit HDMI-Eingang, mit der man DSLRs oder spiegellose Kameras, Actioncams und Camcorder als Webcam verwenden kann.