Ausprobiert Niu Mqi+ Sport Elektro-Roller - Lautlos durch die Stadt
In der Stadt steht man oft im Stau. Endlich am Ziel angekommen, geht die große Suche nach einem Parkplatz los. Noch dazu kostet ein eigenes Auto enorm viel Geld in Anschaffung und Unterhalt. Mögliche Alternativen sind Carsharing, Fahrräder oder Roller. Der Niu Mqi+ Sport trägt zwar Sport im Namen, fühlt sich aber vor allem in der Stadt wohl: Er ist klein, leicht wendig und dank Elektroantrieb lautlos unterwegs. Er findet mit seinen kompakten Maßen überall ein Plätzchen. Wir haben den elektrischen Stadtfloh ausprobiert.
Den Mqi+ Sport gibt es mit zwei Batteriegrößen, 31 oder 42 Ah stehen zur Auswahl. Niu nennt die Größen Standard bzw. Extended Range. Unser Testmodell hat die große Batterie. Die Batteriegröße hat keinen Einfluss auf die Motorleistung. Niu bietet den Roller in fünf verschiedenen Farben an, der Preis für die Normalversion liegt bei 2.499 Euro, die Variante mit großem Akku kostet 3.249 Euro.
Ausstattung und Optik - Niu Mqi+ Sport ist klein und reduziert
Warum Niu dem Mqi+ ausgerechnet den Beinamen Sport gegeben hat, wird ein Geheimnis des Herstellers bleiben. Mit seinen kompakten Abmessungen und vor allem den kleinen Reifen macht er keinen sportlichen Eindruck. Auch die maximale Höchstgeschwindigkeit von 45 km/h ist alles andere als sportlich. Die Einordnung als Kleinkraftrad hat aber den Vorteil, dass der Roller nicht zugelassen werden muss.
Ein Versicherungskennzeichen reicht, um mit dem Mqi+ am Verkehr teilnehmen zu dürfen. Fahrten sind mit dem Führerschein AM schon ab 16 Jahren, in manchen Bundesländern schon ab 15 Jahren möglich. Inhaber eines Autoführerschein benötigen keinen zusätzlichen Führerschein. Der große Nummernschildträger kommt an das Fahrzeug, weil manchen Halter ihren Scooter freiwillig zulassen. Dann ist ein Antrag auf die jährliche Auszahlung der THG-Quote möglich. Wegen des geringeren Verbrauchs fällt die Quote aber geringer aus als bei einem E-Auto. Die freiwillige Zulassung ist zudem nicht in allen Kommunen möglich.
Für die Beschleunigung ist ein Radnabenmotor von Bosch zuständig. Er sitzt im 10 Zoll kleinen Hinterrad und beschleunigt den Mqi+ Sport beinahe lautlos. Über den Motor kann der Roller auch rekuperieren, also Energie beim Bremsen zurückgewinnen. Der Akku hat in unserem fall eine Kapazität von 42 Ah und wird unter der Sitzbank gelagert. Dabei wird er einfach in eine Schale gestellt, eine Verriegelung gibt es nicht. Die Verbindung zum Roller ist über einen Stecker gelöst, ein klappbarer Griff erleichtert die Entnahme.
Ausstattung | |
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Antrieb | Nabenmotor, Hinterrad, Bosch, 1400 W Dauerleistung |
Akku | 48 V, 42 Ah, 2016 Wh |
Bremsen | Hydraulische Scheibenbremsen, 180/180 mm |
Reifen | 90/90-10 |
Höchstgeschwindigkeit | 45 km/h |
Gewicht inkl. Akku | 72 Kg |
Gewicht Akku | 10,7 Kg |
Cockpit und Bedienelemente am Lenker geben keine Rätsel auf. Das Display ist monochrome und zeigt die aktuelle Geschwindigkeit, den Gesamtkilometerstand, die Uhrzeit und den Akkustand an. Der Füllstand der Batterie wird sowohl als prozentualer Wert als auch in einem Balkendiagramm dargestellt. Außerdem gibt der Roller an, ob er in Mode 1 oder 2 unterwegs ist, das sind die beiden Fahrstufen. Symbole zeigen zudem eine aktuelle Satellitenverbindung an. Auch Fehlermeldungen werden über einen Zahlencode im Display sichtbar. Eine Anpassung des Displays oder der Inhalte ist nicht möglich.
Gebremst wird über zwei lange, nicht verstellbare Handhebel. In Reichweite des linken Griffs ist die Blinkersteuerung untergebracht. Der Blinker hat eine zuverlässige automatische Rückstellung. Außerdem erinnern ein Geräusch und eine Anzeige in Lenkernähe an einen aktiven Blinker. Neben dem Blinker ist das Bedienelement für das Fern- und Abblendlicht, darunter die Hupe und der Taster für den Tempomaten. Ein Druck auf diesen Knopf führt dazu, dass der Mqi+ seine aktuelle Geschwindigkeit hält, bis der Fahrer die Bremse zieht oder am Gasgriff dreht.
In der Nähe des rechten Griffs sind die Knöpfe für die "Zündung", Warnblinklicht und den Wechsel des Fahrmodus. Beschleunigt wird mittels Drehgriff. Wer einmal ein Zweirad bewegt hat, kommt mit der Bedienung des Niu auf Anhieb klar.
In der Verkleidung unterhalb des Lenkers hat Niu einen USB-A-Anschluss und einen Halter untergebracht. In das Fach passt sowohl eine Trinkflasche als auch ein Smartphone, dass während der Fahrt geladen werden kann. Der Platz unterhalb der Sitzbank wird beinahe komplett vom Akku ausgefüllt. Ein Helm findet dort keinen Platz mehr, Regenhose und Regenjacke können jedoch noch neben die Batterie gequetscht werden. Die Bank wird wie das Lenkerschloss über das Zündschloss bedient.
Der Niu verfügt außerdem über eine Alarmanlage, die per Fernbedienung gesteuert wird und eine App-Anbindung.
Smarte Funktionen - Niu bietet App-Anbindung
Niu bietet für den Mqi+ Sport eine App-Anbindung über die Niu-App an. Ist die Software auf einem Android oder iOS-Gerät installiert, muss lediglich ein QR-Code unter der Sitzbank gescannt werden, um Roller und Smartphone zu verbinden. Für den Datenaustausch wird Bluetooth verwendet.
In der App wird auf der Startseite der Roller mit Akku- und Gesamtkilometerstand angezeigt. Im Akku-Menü zeigt die Software weitere Informationen wie die geschätzte Reichweite, die Akkutemperatur, die Ladezyklen und die Akkugesundheit in Prozent an. Der Ladestand wird im Verlauf auch als Graphik visualisiert.
Über das Informationszentrum teilt die App mit, welche Ereignisse es auf einem Zeitstrahl gab, etwa eine schlechte Satellitenverbindung in Parkposition, eine Fehlermeldung des Fahrzeugs oder eine Bewegung des Fahrzeugs, während es verschlossen war. Über verschiedene Sensoren misst der Mqi+ Bewegungen aber auch Vibrationen. Wird der Roller umgeworfen, bewegt oder auch nur erschüttert, kommt eine Warnung der Software. Außerdem blinkt der Roller und piept, um Diebe abzuschrecken. Über die integrierte Satellitenverbindung kann der Mqi+ Sport außerdem lokalisiert werden, sollte er doch geklaut werden.
Außerdem zeichnet das Fahrzeug Fahrstrecken und die entsprechenden Daten dazu auf. Die können über die App eingesehen und ausgewertet werden. Der Scooter zeigt die Fahrstrecke, die Zeit, den Akkuverbrauch und auch die Strecke auf einer Karte an. Daraus errechnet die Software eine Statistik für einzelne Tage, aber auch Wochen und Monate.
In manchen Menüs bzw. Unterpunkten gibt es in der App noch keine deutsche Übersetzung, der Text wird dann auf englisch angezeigt.
Unterwegs - Mqi+ kräftig und mit Tempomat
Natürlich kann der Mqi+ Sport keine Wunder verbringen. Mit 45 km/h Höchstgeschwindigkeit zählt man zu den langsamen Verkehrsteilnehmern. Gerade bei Stop-and-Go-Verkehr, an Ampeln oder auch an Steigungen kann der Elektro-Roller aber seine Stärken ausspielen. Denn anders als viele Verbrenner in dieser Klasse erreicht der E-Roller auch an Steigungen und im bergigen Umfeld zuverlässig die erlaubte Höchstgeschwindigkeit von 45 km/h.
Eine große Erleichterung auf etwas längeren Strecken ist der integrierte Tempomat. Der macht an diesem Fahrzeug besonders viel Sinn, weil es ständig mit Vollgas bewegt wird. Durch den Tempomaten entfällt die stetige Belastung auf das rechte Handgelenk, die Fahrt wird entspannt. Außerdem begeistert der Roller durch seinen flüsterleisen Betrieb, er fällt zu keiner Zeit negativ auf.
Mit einer Größe von 185 cm findet der Tester gerade noch komfortabel Platz auf dem Mqi+. Größere Personen sollte sich zumindest für längere Fahrten einen anderen Roller suchen. Der Mqi+ ist für zwei Personen zugelassen, dann wird es jedoch kuschelig auf der Sitzbank. Immerhin gibt es für den Passagier separate, ausklappbare Fußrasten.
Toll ist der kleine Wendekreis des Rollers und sein geringes Gewicht. Dadurch gelingen Fahr- und Schiebemanöver wunderbar leicht. Auch ein Hochheben des Hecks an den Haltegriffen, etwa zum nahen Parken an einer Hauswand, ist problemlos möglich. Mit den kleinen 10-Zoll-Reifen fährt der Mqi+ auch wunderbar agil. Geradeauslauf und entspanntes Gleiten - womöglich über Schlaglöcher - zählt dagegen nicht zu seinen großen Stärken.
Durch die schmale Silhouette ist auch der Wind- und Wetterschutz mäßig. Bei Regen werden die Beine des Fahrers sicher nass. Ebenso zeigen die Spiegel des Mqi+ zu großen Teilen die Arme des Fahrers im Glas, das ist aber ein gängiges Problem in dieser Klasse. Positiv ist die gute Lichtausbeute des LED-Scheinwerfers, überhaupt setzt Niu konsequent auf LED-Beleuchtung, das ist bei günstigen E-Autos oftmals anders.
Gelungen ist die Reichweite des Scooters. Obwohl er für die Stadt entwickelt wurde, sind auch längere Fahrten problemlos möglich. Nach einer Fahrt von Mittenwald nach Garmisch-Partenkirchen und zurück mit vielen Anstiegen (etwa 350 Höhenmeter) und einer Distanz von 36 Kilometern, zeigt das Display noch einen Akkustand von 57 Prozent an. Auch längere Fahrten meistert der Roller im Test problemlos. Lediglich an einem heißen Sommertag verlangte er nach einer kurzen Pause, um den Akku zu kühlen.
Der Akku hat ein Gewicht von 10,7 Kilogramm. Er kann problemlos entnommen werden, etwa zum Laden. Laden ist aber auch im eingebauten Zustand möglich. Eine externe Ladeklappe hat der Roller aber nicht. Das Laden dauert leider ziemlich lange: Für einen kompletten Ladezyklus gibt der Hersteller 9 Stunden an, das deckt sich mit unseren Testergebnissen. Ist der Akku nicht komplett entleert geht es entsprechend schneller. laden an einem Schnelllader ist mit dem Niu nicht möglich.
Den Fahrstufenschalter kann man getrost vergessen - zumindest fast. Der Mqi+ startet immer im schwächeren Modus 1, nach jedem Start muss also einmal der Schalter für den Wechsel auf 2 gedrückt werden. Fahrstufe 1 ist höchstens relevant, wenn jemand noch nie auf einem motorisierten Zweirad saß. Der Roller beschleunigt sehr langsam und erreicht maximal 20 km/h, damit wird man zum Verkehrshindernis. Eine Eco-Einblendung blinkt auf, wenn der Roller sparsam bewegt wird. Das geschieht vor allem bergab, denn dann rollt der Scooter auch ohne Vollgas ausreichend schnell.
Rekuperation - also die Rückgewinnung von Energie - geschieht lediglich beim Bremsen und wenn der Akku zu weniger als 90 Prozent geladen ist. Wird lediglich der Gasgriff zugedreht, gleitet der Roller. Die Kombination aus Motorbremse und Wirkung der Scheibenbremse ist geschmeidig.
Fazit - Leise, agil und erschwinglich
Sport beherrscht der Niu Mqi+ Sport zwar nicht, aber als Mobilmacher im urbanen Alltag überzeugt er auf ganzer Linie. Er findet überall einen Parkplatz, der Akku ist gut handelbar und kann in der Wohnung geladen werden.
An der Ampel und an Steigungen geht dem Mqi+ nicht gleich die Puste aus - er macht im Rahmen seiner Möglichkeiten sogar richtig Spaß.
Die zwei besten Eigenschaften des Rollers sind sein lautloser Betrieb und der geniale Tempomat, der die Fahrten nochmals deutlich entspannt. Das gute Licht und die App-Funktionen bieten noch mehr Sicherheit im Alltag. Natürlich wäre es schön, wenn der Roller noch etwas schneller wäre, aber für den Stadtbetrieb ist die Geschwindigkeit ausreichend. Die vom Hersteller angegeben Reichweite ist realistisch und reicht für die Stadt und auch Pendelstrecken in die Stadt allemal aus.
Wer doch etwas schneller unterwegs sein möchte, der sollte sich die Website des Herstellers näher anschauen, oder einen Niu-Händler aufsuchen, denn Niu hat auch deutlich schnellere Scooter im Angebot.
Preis und Verfügbarkeit
Der Niu Mqi+ Sport hat mit dem kleineren Akku eine UVP von 2499 Euro. Für das größere Akku-Pack sind 750 Euro Aufpreis fällig. Der Mqi+ Sport wird nicht über einen Onlineshop sondern über ein Netz von Fachhändlern vertrieben.
Transparenz
Die Auswahl der zu testenden Geräte erfolgt innerhalb der Redaktion. Das vorliegende Testmuster wurde dem Autor vom Hersteller oder einem Shop zu Testzwecken leihweise zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme des Leihstellers auf den Testbericht gab es nicht, der Hersteller erhielt keine Version des Reviews vor der Veröffentlichung. Es bestand keine Verpflichtung zur Publikation. Unsere Reviews erfolgen stets ohne Gegenleistung oder Kompensationen. Als eigenständiges, unabhängiges Unternehmen unterliegt Notebookcheck keiner Diktion von Herstellern, Shops und Verlagen.
So testet Notebookcheck
Pro Jahr werden von Notebookcheck hunderte Laptops und Smartphones unabhängig in von uns standardisierten technischen Verfahren getestet, um eine Vergleichbarkeit aller Testergebnisse zu gewährleisten. Seit rund 20 Jahren entwickeln wir diese Testmethoden kontinuierlich weiter und setzen damit Branchenstandards. In unseren Testlaboren kommt ausschließlich hochwertiges Messequipment in die Hände erfahrener Techniker und Redakteure. Die Tests unterliegen einer mehrstufigen Kontrolle. Unsere komplexe Gesamtbewertung basiert auf hunderten fundierten Messergebnissen und Benchmarks, womit Ihnen Objektivität garantiert ist. Weitere Informationen zu unseren Testmethoden gibt es hier.