Ausprobiert Gazelle Eclipse Speed - Der Pendler-Express
Gazelle hat mit den Eclipse-Modellen eine neue Serie eingeführt. Dabei handelt es sich um Trekking-Bikes, die durch ihre Vielseitigkeit überzeugen sollen. Großen Wert legt Gazelle auch auf die Integration und das Design. Zur Wahl stehen Eclipse T11 mit 11-Gang-Kettenschaltung, Eclipse C380 mit stufenloser Enviolo-Nabe und Riemenantrieb, sowie das Eclipse Speed.
Während T11 und C380 Pedelecs mit einer maximalen Unterstützung bis 25 km/h sind, ist das Eclipse Speed ein S-Pedelec und unterstützt bis zu 45 km/h. Das Eclipse Speed gibt es nur mit Trapezrahmen und in drei Rahmengröße mit 50, 55 und 60 cm. Gazelle bietet das Eclipse Speed in Deutschland nur in einer Farbvariante an: Anthracite Grey. Die UVP des S-Pedelecs liegt bei 6.699 Euro.
Ausstattung und Optik - Eclipse Speed mit Spiegel und Nummernschild
In Deutschland gibt es an S-Pedelecs einige Anforderungen. Das Rad muss den höheren Geschwindigkeiten angepasst sein, das gilt für die Rahmensteifigkeit, aber auch für die Reifen und die Bremsanlage. Vorgeschrieben sind eine Hupe, eine Lichtanlage, seitliche Reflektoren, ein Kennzeichenhalter samt Beleuchtung und ein Seitenspiegel. Das S-Pedelec darf nur mit einem Versicherungskennzeichen betrieben werden. Weil es als Kraftfahrzeug eingestuft ist, sind Fahrradwege damit tabu.
Gazelle sieht die Eclipse-Reihe als Topmodelle im Trekking-Programm an. Entsprechend gehoben sind der Preis, aber auch die Ausstattung. Beim Antrieb setzt Gazelle auf ein Komplett-Paket von Bosch. Herzstück ist der Performance-Line-Speed-Mittelmotor. Er bringt es auf ein maximales Drehmoment von 85 Nm und eine Maximalleistung von 600 Watt. Weil das Eclipse Speed als E-Pedelec zugelassen ist, darf er bis zu einer Geschwindigkeit von 45 km/h unterstützen.
Von Bosch kommt auch der ins Unterrohr integrierte Akku mit einer Kapazität von 750 Wh und das Kiox300-Display. Alle Komponenten unterstützen das "smarte System" von Bosch. Entsprechend gibt es eine App-Anbindung und darüber auch Updates.
Ausstattung | |
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Schaltung | Riemenantrieb, Enviolo Nabenschaltung, stufenlos |
Bremsen | hydraulische Scheibenbremsen, Magura MT4e (180/180 mm) |
Akku | Bosch Power Tube 750 Wh |
Motor | Mittelmotor, Bosch Performance Line Speed |
Max. Drehmoment | 85 Nm |
Gesamtgewicht (mit Pedalen) | 34,2 kg |
Gewicht Akku | 4,78 kg |
Systemgewicht | 150 kg |
Der Rahmen entspricht dem der anderen Eclipse-Modelle. Die Verarbeitung ist sehr gut, Schweißnähte sind nahezu unsichtbar. Die Optik ist sehr clean, alle Züge und Leitungen verlaufen im Rahmen, der zweifarbig lackiert ist. Das Eclipse Speed hat eine Außenladebuchse am oberen Ende des Sattelrohrs.
Schön ist die umfassende Alltagsausstattung des Rades. Schutzbleche aus Metall, ein MIK-Systemgepäckträger mit bis zu 27 Kilogramm Zuladung und Lowridern, ein stabiler Seitenständer, eine hochwertige Lichtanlage und ein Rahmenschloss sind Serie. Außerdem verbaut Gazelle ein GPS-Modul, um das Rad bei Diebstahl tracken zu können.
Das Rücklicht ist in den Gepäckträger integriert und läuft weit bis in die Seiten, was für bessere Sichtbarkeit sorgen soll. Wir wünschen uns in dieser Preisklasse noch ein Fernlicht. Gazelle gibt ein Systemgewicht von 150 Kilogramm an. Zieht man davon 34,2 Kilo für das Rad ab, bleiben 115,8 Kilo für Fahrer und Gepäck.
Das Eclipse Speed hat eine luftunterstützte Federgabel von SR Suntour mit 40 Millimetern Federweg. Als Bremse kommt eine hydraulische Scheibenbremse von Magura, die MT4e, mit 180 mm Scheiben zum Einsatz. Die Bremsen sind anders angeordnet als bei Fahrrädern typisch. Die Vorderradbremse wird mit der rechten Hand bedient - das entspricht dem Layout an einem Motorrad bzw. Roller. Die Hinterradbremse wird mit der linken Hand bedient.
Smarte Funktionen - Updates- und Diebstahlsicherung per App
Das Gazelle Eclipse Speed kann nicht nur mit einer, sondern gleich mit zwei Apps verbunden werden. Einmal gibt es die Gazelle-Connect-App. Um sie zu verwenden, muss das Smartphone mit dem Fahrrad gekoppelt werden, dafür muss ein QR-Code hinter der Akku-Abdeckung eingescannt werden.
Über die Gazelle-Software kann das Eclipse Speed lokalisiert werden. Der Standort wird alle vier Minuten aktualisiert. Zudem benachrichtigt die App auf Wunsch, mittels eine Bewegungssensors, wenn das Fahrrad bewegt wird. Über die App kann ein Diebstahl gemeldet werden. Dann versucht das Unternehmen, das Rad innerhalb weniger Tage zurückzuholen. Ist das nicht erfolgreich, bekommt der Nutzer ein neues Rad.
Dieser Service wird über eine Versicherung abgegolten. Versicherung und Datenverbindung sind im ersten Jahr kostenlos, danach sind Beiträge fällig. Die Datenverbindung kostet etwa 40 Euro im Jahr, für die Versicherung sind etwa 80 Euro pro Jahr fällig. Außerdem bietet die App einen Gesamtkilometerzähler und eine Übersicht der Fahrten nach Wochen gegliedert.
Die zweite Software-Anbindung läuft über die Bosch-Flow-App. Die Flow-App zeigt etwa den Akkustand und die Restreichweite an. Außerdem werden die Gesamtkilometer und die Kilometer für jeden Fahrmodus angezeigt.
Die App kann außerdem Fahrten tracken und gibt Auskunft über Fahrtzeit, Strecke, Durchschnittsgeschwindigkeit, Höhenmeter, durchschnittliche Leistung in Watt, Trittfrequenz und verbrannte Kalorien. Die Daten werden als Werte, aber auch grafisch dargestellt.
Außerdem können Displayeinstellungen über die App geändert werden. Das Smartphone kann in einem Fahrmodus sogar als großes Display genutzt werden. Updates aller Antriebskomponenten werden per App aufgespielt und die Software bietet einen Routenplaner, um das Display als Navigationssystem zu nutzen.
Der Bosch eBike-Lock bietet weitere Sicherheitsfunktionen. Der Antrieb kann über die App blockiert werden, das Kiox-Display kann außerdem als Schlüssel genutzt werden. Die grundlegenden Funktionen der App sind kostenfrei nutzbar. Einige Sicherheitsfeatures wie Bewegungsalarm und Diebstahltracking sind Teil des Flow+-Programms und nach einem Jahr kostenpflichtig.
Unterwegs - Gazelle Eclipse Speed läuft leise und stabil
Die Haltung auf dem Gazelle Eclipse Speed ist aufrecht und dabei leicht nach vorne geneigt. Der Lenker ist deutlich gekröpft, die Griffe fallen ziemlich dick aus - für den Tester mit eher kleinen Händen (Handschuhgröße 8) auf langen Strecken etwas zu dick. Der Spiegel sitzt am Lenkerende, lässt sich vielfach einstellen und bietet einen guten Blick auf den rückwärtigen Verkehr.
Der Antrieb kann in vier verschiedenen Modi versetzt werden: Eco, Automatik, Sport und Turbo. Wir waren großteils in Auto unterwegs, dabei passt die Software die Unterstützung an die Tretleistung des Fahrers gut an. Maximal werden 340 Prozent der eigenen Leistung unterstützt. Das Display kann die Trittfrequenz und die eigene Leistung in Watt anzeigen und hilft dabei, die perfekte Übersetzung zu wählen.
Die Übersetzung der Enviolo Nabenschaltung ist gut gewählt. Steile Anstiege sind damit ebenso möglich wie sehr schnelle Passagen. Mit der stufenlosen Übersetzung kann jeder Fahrer das Rad genau seiner bevorzugten Trittfrequenz anpassen. Dank der Nabenschaltung ist auch ein Zurückschalten im Stehen möglich, etwa an einer Ampel.
Das Eclipse Speed gönnt sich eine kleine Gedenksekunde beim Anfahren, bevor der Motor anschiebt. Einmal in Bewegung wird schnell Geschwindigkeit aufgebaut. Trotz des starken Antriebs beschleunigt das Rad aber nicht allein auf Höchstgeschwindigkeit: Um 45 km/h zu erreichen, muss kräftig getreten werden.
Werden Muskel- und Motorkraft gut kombiniert, ist das Eclipse Speed durchgängig mit 40 bis 45 km/h unterwegs. Selbst an Anstiegen sind meist 30 km/h möglich. Wir haben das Eclipse Speed genutzt, um eine knapp 42 Kilometer lange Strecke mit einigen Bergen zu pendeln. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 37,8 km/h war die Strecke in knapp 66 Minuten geschafft. Dabei mussten 265 Höhenmeter erklommen werden. Der Akku hatte eine Restkapazität von 42 Prozent.
Auf dem Rückweg mussten 564 Höhenmeter absolviert werden. Die Durchschnittsgeschwindigkeit lag bei 33 km/h. Zudem erreichten wir das Ziel nach 75 Minuten mit lediglich vier Prozent Restladung. Auf dem anstrengenden Rückweg lag die durchschnittliche Herzfrequenz bei 145 Schlägen pro Minute.
Die Reichweite liegt - je nach Topografie und Geschwindigkeit - zwischen 40 und 80 Kilometern. Bei dem hohen Tempo spielt auch die Kleidung eine Rolle. Weite, flatternde Shirts sorgen spürbar für größeren Widerstand als enge Trikots.
Bei den Abfahrten erreichen wir teils 60 km/h. Diese Geschwindigkeit steckt das Rad auch mit Gepäck bemerkenswert locker weg. Der Rahmen ist sehr stabil und vermittelt viel Sicherheit. Das gilt auch für die breiten Schwalbe-Reifen. Die überzeugen mit guten Rolleigenschaften und sehr gutem Grip. Insgesamt fällt der leise Lauf des Rades auf. Reifen und Riemen sorgen für ein sehr leises Abrollen. Bei niedrigen Geschwindigkeiten ist lediglich das Surren des Motors hörbar, bei höherem Tempo wird das von Windgeräuschen überdeckt.
Das Eclipse Speed kann schnell bewegt werden, ohne jedoch ein Sport-Rad sein zu wollen. Reifen und Federgabel sorgen für Komfort, geben aber auch ein gutes Feedback. Das Rad bietet ein rundes Gesamtpaket ohne Extreme. In dieses Bild passen auch die Bremsen, die das Eclipse Speed sicher zum Stehen bringen, ohne aggressiv oder bissig zu sein. Ein ABS gibt es leider nicht.
Fazit - Schneller Pendler mit langen Ladezeiten
Gazelle liefert mit dem Eclipse Speed ein schnelles und schickes Speed-Pedelec mit guter Ausstattung. Die Verarbeitung ist tadellos, die Ausstattung namhaft und durchdacht. Beeindruckend ist die große Stabilität bei hohen Geschwindigkeiten. Uns gefällt zudem der leise Betrieb des Rades.
Der Bosch-Antrieb schiebt kräftig und das System ist dank App-Anbindung multifunktional: Das Rad verfügt über Navigation, die Komponenten können mit Updates versorgt werden. Ein Plus an Sicherheit liefert die Gazelle-App mit Alarmanlage, Tracking und Diebstahlschutz.
In der Ebene sind Durchschnittsgeschwindigkeiten von etwa 40 km/h gut machbar. Dennoch bleibt das Eclipse Speed ein Fahrrad und bei höheren Geschwindigkeiten ein Sportgerät. Das Rad eignet sich gut für lange Pendelstrecken oder auch für Radreisen. Dabei muss jedoch das Umfeld passen, denn Radwege sind für das schnelle S-Pedelec tabu.
Bei all dem Lob bleibt noch Raum für Verbesserungen. Wir würden uns am Pedelec ein Fernlicht wünschen, zudem wäre es schön, wenn Gazelle zumindest optional ein Modell mit ABS anbieten würde. Auf langen Strecken kommt zudem der Wunsch nach einem größeren Akku auf. Zumal es mit dem beiliegenden 4A-Ladegerät fast zehn Stunden dauert, den komplett leeren Akku wieder aufzuladen.
Preis und Verfügbarkeit
Gazelle setzt vor allem auf einen Vertrieb über Fahrradhändler. Die Räder sind aber auch im eigenen Onlineshop erhältlich.
Transparenz
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So testet Notebookcheck
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