Kommentar | Apple iPhone 14 Pro: Irreführende Kamera-Upgrades und Software-Probleme trüben das Foto-Vergnügen
Die Produktseite des Apple iPhone 14 Pro (ca. 1.299 Euro auf Amazon) macht große Versprechungen, was die Kameras des Flaggschiff-Smartphones betrifft. So soll der Sensor der Hauptkamera eindrucksvolle 65 Prozent größer sein als noch beim iPhone 13 Pro – und rein technisch gesehen ist das auch korrekt. Die Blendenöffnung des Objektivs schrumpft aber von f/1.5 auf f/1.8, sodass dieses rund 25 Prozent weniger Licht zum Sensor führt, was das Sensor-Upgrade teilweise ausgleicht.
Dasselbe gilt für die Ultraweitwinkel-Kamera, die einen größeren Sensor mit einem Objektiv kombiniert, dessen Blendenöffnung um eine halbe Stufe kleiner ausfällt als beim Vorgängermodell. Damit sind die Vorteile der Kameras letztendlich kleiner, als von Apple beworben, die Kameras bleiben auf dem Papier aber ein Upgrade. In der Praxis fühlt sich das nur nicht immer so an.
Denn um von der höheren Auflösung der Hauptkamera zu profitieren, müssen Fotos zwangsläufig in ProRAW aufgezeichnet werden, die Aufnahme eines einzelnen Fotos dauert so rund fünf Sekunden – ein Zeitraum, in dem keine weiteren Fotos aufgenommen werden können, wodurch der kritische Moment schnell verpasst werden kann. Der Export dieser RAW-Fotos klappt nicht immer einwandfrei. Die unten eingebetteten Fotos wurden beide vom selben ProRAW-Bild als JPEG mit maximaler Qualität exportiert – ob das Bild dabei zerstört wird, ist in iOS 16.0.2 reines Glücksspiel.
Wer ein ProRAW-Bild in professioneller Software wie Adobe Lightroom oder Capture One Pro 22 entwickeln möchte, für den ist Apples "fortschrittliches" Rohdaten-Format nicht die beste Wahl, denn wie die unten eingebetteten Bilder zeigen, die mit Capture One exportiert wurden, werden die DNG-Dateien aufgrund eingeschränkter Kompatibilität mit den zusätzlichen Daten, die ProRAW zusätzlich zum Standard-DNG-Format hinterlegt, teils viel zu dunkel dargestellt, was den Dynamikumfang deutlich verringert.
Wer den Porträtmodus benutzen möchte, der muss auf die volle Auflösung von 48 MP verzichten, und sich stattdessen mit 12 MP begnügen – und das, obwohl die hohe Auflösung auf der Produktseite insgesamt sechsmal angepriesen wird. Der Nachtmodus führt darüber hinaus zu ausgesprochen unschönen Artefakten, wie das unten eingebettete Foto zeigt, sodass dieser für anspruchsvolle Nutzer ebenfalls nicht immer eine brauchbare Alternative ist.
Positiv gesehen kann die 48 MP Hauptkamera durchaus detailreiche, scharfe Fotos liefern, auch hier gilt aber, dass das iPhone trotz der aufwändigen Datei-Verarbeitung noch weit hinter Kameras mit größeren Sensoren liegt, wie der unten eingebettete Vergleich zeigt.
Und auch bei Tageslicht erzielt die 48 MP Kamera des iPhone 14 Pro nicht immer gute Ergebnisse. Das unten eingebettete Foto zeigt beispielsweise die nach wie vor unschöne HDR-Darstellung, wenn die Sonne direkt im Bild zu sehen ist, während die Rauschunterdrückung selbst im RAW-Modus so stark eingreift, dass der Wald nach einem Wasserfarben-Gemälde aussieht.
Wie unser ausführlicher Testbericht des iPhone 14 Pro gezeigt hat, können die Kameras des Flaggschiffs durchaus gute Ergebnisse liefern, zumindest derzeit gibt es aber noch zu viele Probleme mit der Software, um Spaß beim Fotografieren zu haben, ohne ständig gegen die problematische Bildverarbeitung des Smartphones kämpfen zu müssen.
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