Apple MBP 15 2019 i7 enttäuscht im Test – verschickt Apple selektierte Testgeräte?
Das aktuelle Design des Apple MacBook Pro 15 gibt es nun seit einigen Jahren in unveränderter Form. Es ist ein zweifellos sehr guter Multimedia-Laptop mit einem sehr dünnen Gehäuse, das auch im Jahr 2019 noch problemlos mit der Konkurrenz mithalten kann. Allerdings kommen wir langsam an einen Punkt, wo die Kühlung mit den immer schnelleren mobilen Prozessoren nicht mehr zurechtkommt.
Im letzten Jahr war der Aufschrei groß, als Apple zum ersten Mal einen mobilen Core-i9-Prozessor angeboten hat. Denn die Leistung war geradezu desaströs, zudem wurden die Geräte sehr warm. Erst mit umfangreichen Software-Patches konnte Apple die Situation verbessern, doch insgesamt betrachtet war die CPU-Leistung immer noch schlechter als bei den Konkurrenten.
Umso spannender ist also die Frage, wie das 2019er MBP 15 mit den optionalen 8-Kern-Prozessoren umgeht. Schließlich haben wir in der Vergangenheit schon gesehen, dass die Kühlung nur mit etwa 50 Watt Verlustleistung des Prozessors zurechtkommt. Ersten Berichten zufolge (auch wir haben darüber berichtet) scheint die Leistung des Core i9 dieses Mal in Ordnung zu gehen, und es wird sogar von einer werksseitigen Spannungsreduzierung (Undervolting) gesprochen, die allerdings nur für macOS gilt. Wenn das (wie berichtet) der Fall wäre, müsste die Leistung unter Windows (Bootcamp) schlechter ausfallen.
Ein aktuelles MacBook Pro 15 2019 mit dem optionalen 8-Kern-Prozessor haben wir noch nicht, dafür aber das Entry-Level-Modell mit dem neuen Core i7-9750H 6-Kern-Prozessor. Wir haben daher untersucht, ob es Verbesserungen gab.
Bei unserem Testgerät handelt es sich nicht um ein Gerät von Apple selbst, sondern ein ganz normales Retail-Produkt, welches uns von Cyberport für den Test zur Verfügung gestellt wurde. Die CPU-Leistung und die dazugehörigen Daten decken sich mit unseren bisherigen Erkenntnissen. Beim Start des Tests verbraucht der Prozessor für einige Sekunden massive 95 Watt und fällt dann schnell auf 45-50 Watt ab. Das reicht dann noch für 6x 3,0-3,1 GHz und letztendlich knapp 1.050 Punkte. Damit ist der i7-9750H sogar minimal langsamer als der i7-8850H aus dem letztjährigen Modell, auch bei dauerhafter Belastung. Eines wird aber deutlich, unter Bootcamp-Windows ist die Leistung praktisch identisch. Eine werksseitige Spannungsreduzierung des Prozessors können wir bei unserem Testgerät daher definitiv ausschließen.
Anmerkung: Bei vielen Berichten wird auf die guten Geekbench-Ergebnisse verwiesen. Da dieser Benchmark immer nur sehr kurze Lastspitzen von wenigen Sekunden aufweist, profitieren vor allem Apple-Geräte von dem quasi unbegrenzten TDP-Limit. Wenn ein Gerät beispielsweise bei 70 Watt begrenzt ist, wird es ein schlechteres Ergebnis einfahren, obwohl die Kühlung insgesamt möglicherweise besser arbeitet. In unserem endgültigen Test werden wir die Geekbench-Ergebnisse der Vollständigkeit halber aber natürlich auch inkludieren.
Die CPU-Leistung des MacBook Pro bleibt also (auf einem immer noch hohen Niveau) am unteren Ende, auch im Vergleich zu anderen Konkurrenten bzw. Laptops mit der gleichen i7-9750H-CPU. Wir haben im nachfolgenden Vergleich einige Modelle aufgelistet, und teilweise sieht man hier auch wie viel Potenzial mit einer Spannungsreduzierung noch vorhanden wäre (siehe z. B. ThinkPad X1 Extreme & XPS 15). Grob kann man sagen, dass viele unserer bisherigen Testgeräte mit dem i7-9750H rund 10 % schneller waren, sowohl bei kurzzeitiger als auch dauerhafter Belastung.
Was bedeutet das jetzt für den optionalen 8-Kern-Prozessor im MacBook Pro 15 des Jahrgangs 2019? Hier gibt es verschiedene Ansätze/mögliche Erklärungen für die bisherigen Ergebnisse:
- Apple geht davon aus, dass die meisten Nutzer sowieso einen 8-Kern-Prozessor wählen und steckt deswegen keine zusätzliche Optimierungsarbeit in den regulären 6-Kern Core i7. Mit einer Spannungsreduzierung könnte man die Leistung aber problemlos um 10 % steigern. Im Gegensatz zu Windows-Laptops ist das für den Endnutzer aber nicht so einfach zu realisieren.
- Tatsächlich könnte sich der 8-Kern-Prozessor bei gleicher Kühlung etwas besser schlagen, als der 6-Kerner. Hierbei muss man bedenken, dass die aktuelle Intel-Architektur bei hohen Takten sehr viel Strom benötigt. 8 Kerne mit 2,3 GHz können dadurch beispielsweise kühler bleiben als 6 Kerne bei 3,1 GHz. Da sowohl die Kühlung als auch das Temperaturlimit gleich bleiben, wäre die Leistung damit höher. Allerdings würde das dann auch für Windows gelten, was laut den Berichten aber nicht der Fall ist.
- Apple optimiert tatsächlich die 8-Kern-Prozessoren mittels einer Spannungsreduzierung, wobei sich hier jedoch die Frage stellen würde, ob das auch für beide 8-Kern-Prozessoren gilt. Wir wollen diese Möglichkeit zwar nicht ausschließen, allerdings würde es einen deutlich höheren Zeitbedarf erfordern. Da jeder Prozessor anders ist, müsste Apple bei jedem Modell sicherstellen, dass die eingestellten Werte auch in allen Situationen stabil laufen.
- Apple verschickt spezielle Testgeräte, die möglicherweise per Hand optimiert wurden. Das wäre sicherlich kein Einzelfall und auch nicht auf Apple beschränkt. Die Tatsache, dass die Ergebnisse des 8-Kern-Prozessors unter macOS besser ausfallen als unter Windows, machen uns auf jeden Fall stutzig.
Bis wir selbst ein Testgerät mit einem der beiden 8-Kern-CPUs bekommen, können wir leider keine klare Antwort geben. Eins steht aber fest, das Apple MacBook Pro 15 kann dauerhaft nur etwa 50-Watt-CPU-Verlustleistung kühlen.
Der "kleine" Core i7 des Basismodells ist für sich gesehen zwar leistungsstark, gerade wenn man von einem alten MacBook Pro 15 mit einem Quad-Core-Prozessor kommt, doch weiterhin bieten andere Geräte mehr Prozessorleistung.