Anker Prime 20.000 mAh im Praxistest: Große und leistungsstarke Powerbank mit praktischem Display
Mit Prime hat Anker eine Powerbank-Serie vorgestellt, die mit einem praktischen Display sowie hohen Leistungsdaten kommt. Insgesamt bietet der Hersteller mehrere Powerbanks desselben Typs. Zum einen die hier getestete Prime 20.000 mAh (72 Wattstunden) und zum anderen die etwas kleinere und seit etwa November 2023 verfügbare Prime 12.000 mAh (43 Wattstunden).
Letztere ist nicht nur kleiner und leichter, sondern bietet auch nur zwei statt drei USB-Ports sowie ein maximales Powerbudget von 130 Watt. Die leistungsfähigere 20.000-mAh-Variante hat hingegen drei USB-Ports und mit einem Powerbudget von 200 Watt auch genug Leistungsabgabe, um zwei Notebooks gleichzeitig zu versorgen. Zusätzlich gibt es noch eine 27.650-Variante, die sogar eine App-Steuerung bietet und damit etwas außerhalb der Reihe läuft. Es gibt zudem noch eine Powerbank mit Display, die 24.000 mAh bietet, aber einer anderen Designsprache und Namensgebung folgt und doch der Prime-Serie zugeordnet wird. Das Angebot ist etwas unübersichtlich für eine Serie.
Übrigens gibt es für einige Powerbanks der Prime-Serie eine sogenannte Charging Station, die bei Amazon aber schon seit Wochen nicht mehr lieferbar ist. Die soll das Laden der Powerbanks durch ein einfaches Auflegen vereinfachen. Doch diese Charging Station ist selbst auf der offiziellen Homepage nur teilweise zu finden. Der Grund dürfte in der eingeschränkten Verfügbarkeit liegen, die auf der Charging-Station-Webseite auch genannt wird: Wer im August 2023 bestellt hat, der muss noch bis Ende Februar 2024 auf die Lieferung warten.
Nötig ist dieses Dock aber nicht. Wir haben die Powerbank unproblematisch per USB Typ C aufgeladen. Zwei der drei Ports an der Powerbank gehören dem Typ C an. Welchen man nutzt, ist ziemlich egal. Praktisch: Die Powerbank unterstützt Passthrough, sprich während man die Powerbank lädt, bleiben zwei USB-Ports nutzbar. Einmal Typ A und einmal Typ C können während des Ladevorgangs der Powerbank genutzt werden, um weitere Geräte aufzuladen. Die Ports sind übrigens in einem so großen Abstand angeordnet, dass selbst dickere Stecker kein Problem darstellen sollten.
Beim Typ A muss man dabei etwas aufpassen. Wer etwa eine Smartwatch aufladen will, muss der Powerbank explizit den Befehl geben, auch Low-Power-Geräte aufzuladen. Es reicht ein schnelles doppeltes Drücken auf die seitliche Taste. Ein türkiser blauer Punkt auf dem Display signalisiert dann die Bereitschaft für Kleinstgeräte.
Powerbank mit Betriebssystem
Das soll vermutlich die Selbstentladung minimieren, denn die Power Prime hat sogar ein kleines Betriebssystem, das diverse Einstellungen erlaubt. Die Einknopf-Bedienung mit Timing ist dabei ausreichend. Einmal auf den Knopf drücken lässt die Powerbank booten. Aber keine Sorge, den Bootvorgang sieht man zwar auf dem Display, er hat auf das Ladeverhalten aber praktisch keine Auswirkungen. Auch ein eingestecktes Gerät lässt den Energiespender sehr schnell aufwachen.
Mit weiterem Drücken schaltet man durch die einzelnen Anzeigen. Das wichtigste ist dabei sicher die Statusanzeige. Restkapazität in Prozent, aktive USB-Ports sowie die abzugebende oder auch aufzunehmende Leistung werden klar und übersichtlich angezeigt. Es gibt außerdem eine Abschätzung der Zeit für das Aufladen oder Entladen des Akkus.
Der zweite Bildschirm gibt Statusinformationen, etwa über die Ladezyklen und den Zustand der Batterie. In unserem Fall sind es 13 Ladezyklen und 95 Prozent der Urkapazität, die noch übrig sind. Hier zählt die Powerbank unserem Empfinden nach aber ungewöhnlich. Zumal die 5 Prozent Verlust in 3,5 Monaten eher gegen so wenig Zyklen sprechen. Teilentladungen und -ladungen lösen übrigens einzeln nicht immer einen Zyklus aus, schaden aber offenbar dem Akku trotzdem. Wir haben die Powerbank in der Praxis nicht immer vollständig Ent- und anschließend wieder aufgeladen, was die geringen Ladezyklen erklären sollte und den Verlust an Kapazität.
Nach unserem Empfinden ist der bisherige Verlust an Kapazität akzeptabel und im Rahmen dessen, was zu erwarten ist. Das kennt man etwa bei einigen Notebooks und Smartphones, bei denen auch schnell ein Kapazitätsverlust im Betriebssystem angezeigt wird.
Diese Transparenz von Anker ist lobenswert, denn insbesondere bei Powerbanks weiß die Kundschaft eigentlich überhaupt nicht, was im Akku los ist. Leider kann man nur indirekt etwas machen, wenn die Akkus kaputt gehen. Ein Austausch der vier 5.000-mAh-Zellen ist offiziell nicht vorgesehen und es gibt auch keine sichtbaren Schrauben.
Der dritte Bildschirm lässt einen einstellen, wie lange das Display aktiv bleibt, ohne das man eine Taste drücken muss: 30s, 1m, 5m und 30 Minuten sind auswählbar. Im nächsten Bildschirm lässt sich die Helligkeit in zwei Stufen wählen. Wir empfehlen die höhere, denn selbst diese ist für den Betrieb am Tag noch arg dunkel.
Merkbare Auswirkungen auf die Akkulaufzeiten hatte das Display nicht. Daher stört auch eine längere Anzeigedauer nicht.
200 Watt Maximalleistung leert den Akku schnell
Mit einer Ladeleistung von 200 Watt und maximal 100 Watt pro USB-C-Port verspricht die Powerbank ein sehr schnelles Aufladen. Und tatsächlich haben wir deutlich mehr als 100 Watt auch schon durchspielen können. Mit einem LG Gram sowie einem Macbook Pro 13 M1 gelang uns dies tatsächlich. Allerdings nicht besonders lange, denn die Notebooks müssen dafür im unteren Füllungsbereich sein und wie wir später noch darstellen, wird der Akku dabei ziemlich schnell geleert.
In der Praxis haben wir mit einem Lenovo Thinkpad X13s, also dem ARM-Gerät und einem Macbook Pro 13 M1 regelmäßig die 100 Watt insgesamt erreichen können. Dazu kamen dann noch um die 15 Watt über den USB-A-Port für ein Smartphone. Gelegentlich war statt dem X13s auch ein Fujitsu Lifebook U729 im Einsatz.
Für die Praxis ist das völlig ausreichend. Das Mehr an Leistung jenseits der 100 Watt bringt nämlich nicht sonderlich viel. Die 72 Wattstunden der Powerbank reichen nämlich gerade einmal für etwas mehr als eine halbe Stunde Energieversorgung. Verluste müssen hier mit berücksichtigt werden.
Schon bei 100 Watt wird die Powerbank in grob 20 Minuten so warm, dass der interne Sensor 43° Celsius anzeigt. Unser Worst-Case-Test im Sommer mit dem LG Gram brachte es binnen 20 Minuten auf 48° Celsius. Da schaltete die Powerbank dann erst einmal wegen Überhitzung ab. Das Plastikgehäuse, das sicher nicht ideal für die Wärmeabführung ist, wird spürbar warm. Mangels Lüfter ist die Powerbank zumindest im Sommer lieber nicht mit voller Last zu nutzen.
200 Watt Maximalleistung klingen auf dem Papier gut, aber als Dauerleistung ist das im Sommer nicht nutzbar und lässt einen doch wundern, dass die Powerbank einfach abschaltet. Leider lässt sich die Leistung nicht beschränken.
Ein- und Ausstecken ist gefordert
Ärgerlich: Die Powerbank hat manchmal Probleme beim Aushandeln. Etwas, was wir bei Anker schon häufiger gesehen haben. Der Standard USB Power Delivery ist kompliziert und das zeigt auch Ankers Prime Powerbank. Vor allem das Thinkpad X13s, das nur 15 Volt entgegennimmt, wollte immer mal wieder nicht laden. Das Aushandeln klappte dann nicht. Das Problem sehen wir hier auch beim Lenovo-Notebook, da wir das auch bei anderen Netzteilen beobachtet haben.
Dem Anker-Akku gelingt dann aber auch an anderen Ports mitunter das Laden nicht. In manchen Situationen ließ sich etwa das Thinkpad aufladen, aber das Kabel zum Macbook blieb komplett abgeschaltet. Hier hilft dann nur einmal alle Kabel abzuziehen und wieder neu anzuschließen. Das Display erweist sich dann als sehr hilfreich, wenn es Probleme mit dem Laden gibt, auch wenn es natürlich besser wäre, wenn Anker solche Situationen im Power-Delivery-Controller besser abfangen würde. Zu solchen Problemen kann es kommen, wenn ein aufzuladenes Gerät zwischenzeitlich andere Anforderungen an die Powerbank schickt.
Nicht immer liefert die Powerbank zudem das Optimum an Leistung. In einem Fall bekamen ein leeres Macbook und ein parallel angeschlossenes LG Gram nur jeweils 30 Watt. Das passiert vor allem, wenn zwischendurch ein anderer Verbraucher hinzugesteckt wird. Das kann, muss aber nicht eine komplette USB-PD-Neuaushandlung auslösen. Wenn es dann nicht stimmige Anzeigen gibt, hilft auch hier das Abziehen und anschließende neu einstecken aller Kabel.
Plötzlich lädt die Powerbank dann an einem Port nahe der 100 Watt auf. Das ist ein Verhalten, das wir schon beim Anker 735 gesehen haben. In der Regel ist das unproblematisch. Doch wer ein Notebook hat, das etwa zwingend 20 Volt verlangt, der kann es durch die Fehlaushandlung mitunter nicht laden, weil die Power Bank der Meinung ist, weniger Spannung freizugeben.
Die Werte, die die Powerbank in Watt anzeigt, gehen übrigens in Ordnung. Wir haben mit dem Messstecker von AVHZy und Power-Z AK001 USB-C-Kabel eine Abweichung zwischen 5 und 10 Prozent sehen können. Insbesondere der AVHCy-Messstecker gilt allgemein als zuverlässig. Für eine simple Anzeige in Praxisszenarien sind die von Anker angezeigten Werte nutzbar. Als Messgerät aber definitiv nicht.
Das Display zeigt im Problemfall nur die wichtigsten Informationen an
Neben dem oft nicht nachvollziehbaren Aushandlungsverhalten ist hier vielleicht noch ein kleiner Nachteil des Konzepts erkennbar. Denn das Display zeigt die ausgehandelte Spannung nicht an. Man sieht nur, dass 0 Watt über die Leitung gehen, während das Notebook etwa unbedingt 2A@20V haben will und sie nicht bekommt.
Zugegebenermaßen wären mehr Informationen aber für die meisten Anwender auch zu viel des Guten. Nicht jeder versteht das Konzept hinter USB Power Delivery und liest sich in die Spezifikation ein. Von daher ist Ankers Ansatz ein guter Kompromiss aus Informieren und Zugänglichkeit der Informationen. Denn mit einer Wattanzeige können die meisten etwas anfangen. Das hingegen ein Notebook zwingend 20 Volt und mindestens 2 Ampere verlangt, ist zudem zum Glück seltener geworden.
Pro
+ Gute Darstellung von Informationen
+ Gute Abstände zwischen den USB-Ports
+ Statusinformationen über den Zustand des internen Akkus
+ Hohe Leistungsabgabe
Contra
– Schwierigkeiten beim Aushandeln von USB Power Delivery für zwei Notebooks gleichzeitig
– Hoher Preis
– Wird bei hoher Leistungsabgabe zu schnell warm
– Akkus nicht austauschbar
Testfazit zur Anker Prime Powerbank
Ankers Powerbank Prime ist schon ziemlich nah am Ideal eines mobilen Energiespenders. Die gelieferten Informationen sind ein besonderes Merkmal der Prime-Serie. Sie ist allerdings schon fast zu leistungsfähig, denn was nützen einem die 200 Watt Peak-Leistung über drei Ports, wenn die Powerbank nach 20 Minuten leer ist und selbst bei der halben Leistung schon überhitzt, was uns sogar in einem eher kühlen Hotelzimmer unterwegs passierte.
Das soll aber nicht die Kapazität schlecht reden, schließlich ist die Powerbank deswegen auch noch einigermaßen kompakt für 72 Wattstunden. Mehr möchte man eigentlich nicht unterwegs herumtragen. Das Wichtigste ist ohnehin: Ankers Powerbank müsste auch störrische Notebooks aufladen können, auch wenn wir freilich nicht alle Notebooks auf dem Markt testen können, sind wir soweit zufrieden – solange nur ein Notebook aufgeladen werden muss. Bei zwei energiehungrigen Geräten nervt die Programmierung des Power-Delivery-Controllers etwas.
Das ganze kommt freilich zu einem hohen Preis. 100 Watt pro USB-C-Port samt Statusdisplay lässt sich Anker mit 140 Euro gut bezahlen. Wer nur Smartphones aufladen will, für den ist die Powerbank Overkill. Mit weniger Watt gibt günstigere Powerbanks, die dann nur 30 bis 40 Euro als Markengerät kosten.
Die Powerbank ist damit eher für Enthusiasten, die mehr Kontrolle über das Geschehen haben möchten. Im Störungsfall mit einem nervigen Notebook kann so schnell reagiert werden, denn das bei der Aushandlung zwischen Energielieferant und dem Abnehmer etwas schief geht, ist zumindest nicht ungewöhnlich, insbesondere bei Notebooks. Allein dieses Feature mag den Aufpreis für die eine oder andere Person wert sein.
Preis und Verfügbarkeit
Die Powerbank Anker Prime 20.000 mAh ist für rund 140 Euro im Handel verfügbar.
Transparenz
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So testet Notebookcheck
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