Angestellte verschätzen ihr Gehalt im Vergleich zu anderen - und zwar komplett
Interessanterweise gibt es wohl ein paar Standard-Wirtschaftsmodelle, nach denen sich Angestellte sehr wohl im Klaren darüber sind, wie ihre Verdienstmöglichkeiten bei einem Wechsel zu einer anderen Firma oder sogar in einen anderen Wirtschaftszweig aussehen.
Eine Forschungsgruppe vom MIT, der Universitäten von Berkeley und Köln hat diese Vorstellung mit einer umfassenden Befragung sowie harten Zahlen auf die Probe gestellt. Auch wenn es sich dabei um eine Studie mit Bezug auf den deutschen Arbeitsmarkt handelt, sollen die Ergebnisse laut der Autoren auch auf andere Länder übertragbar sein.
So herrschte im Durchschnitt die Vorstellung, dass in anderen Branchen 10 Prozent mehr verdient wird, unabhängig von der Branche, aus dem man wechselt. Der tatsächliche Gehaltsanstieg bei Wechsel lag dann aber nur bei 1 Prozent.
Gezeigt hat sich außerdem, dass genau diese Fehleinschätzung bei Geringverdienern nicht verbreitet ist. Sie gehen davon aus, dass sie in einer anderen Branche weniger Gehalt zu erwarten hätten. Und der jeweilige Irrglaube wirkt sich im Grunde durchweg auf das reale Gehalt aus.
Die Corona-Pandemie hat dies zu Teilen praktisch vorgeführt: So konnten viele Menschen mit unterdurchschnittlichem Einkommen am eigenen Leib erfahren, dass sie beispielsweise außerhalb der Gastronomie- und Dienstleistungsbranche bessere Verdienstmöglichkeiten hatten. Nur war dies vielen bis zum erzwungenen Wechsel nicht bewusst.
Menschen mit mittlerem Verdienst, die an höhere Gehälter in anderen Branchen glauben, tendieren eher dazu, die eigene Firma zu verlassen. Erhalten sie hingegen Informationen zu den Verhältnissen auf vergleichbaren Stellen, änderten sie ihre Anforderungen an die Jobsuche oder entschließen sich zu Gehaltsgesprächen in der aktuellen Firma.
So sorgt die falsche Vorstellung zu den Gehältern anderer nicht nur für Unzufriedenheit im eigenen Job. Vor allem im Niedriglohnsektor verhindert die pessimistische Sicht auf die eigenen Verdienstmöglichkeiten, sich durch einen Wechsel oder Verhandlungen Besserung zu verschaffen, so die Autoren der Studie.
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