Alstom SRS: Busse und Straßenbahnen sollen über Kontaktflächen im Boden aufgeladen werden
In einem neuen Video zeigt Alstom, wie sich der Nahverkehrsspezialist die Zukunft des elektrischen ÖPNV vorstellt. Das SRS-System (Système de Recharge Statique) nutzt Bodenkontakte auf der Fahrbahn, um Straßenbahnen wie auch Busse aufzuladen. Damit ist SRS ein Verwandter des APS-Systems (Alimentation Par Sol). Beim APS-System liegt die Stromschiene zwischen den Schienen im Gleiskörper der Straßenbahnen von Städten wie Bordeaux, Dubai oder Sydney, um die Stromversorgung in Innenstädten ohne Fahrdraht zu gewährleisten. In Bordeaux ist es etwa die Altstadt und und Sydney der Central Business District. Dubai's Tram fährt hingegen überwiegend per APS-System.
Doch APS ist wie eine Oberleitung, ständiger Kontakt ist für den regulären Fahrbetrieb notwendig. SRS hingegen setzt auf Akkufahrzeuge und punktuelles Aufladen von Straßenbahnen und Bussen. Üblicherweise sind die stromführenden Kontaktpunkte deswegen vor den Haltestellen. Wie bei APS-Systemen können auch SRS-Kontaktpunkte von Fußgängern ohne Gefahr überschritten werden. Die Kontaktflächen werden beim Laden zudem zusätzlich gesichert.
Der Vorteil ist ein Sparen an Infrastruktur. Es braucht weniger Material, um eine Strecke auszurüsten. Dafür müssen aber selbst Straßenbahnen mit Akkus ausgerüstet werden. Das ist allerdings an sich nichts ungewöhnliches. In Sevilla etwa fährt eine oberleitungsbasierte Straßenbahn ebenfalls auf einem Teilstück der Altstadt ohne Fahrdraht. Das Acumulador de Carga Rápida genannte System arbeitet aber mit einem Superkondensator als Zwischenspeicher.
Im Bereich von Bussen ist das SRS-System zudem mit Doppeldeckern kompatibel. Klassische Ladesysteme mit Pantographen sind bei Doppeldeckern schwer umzusetzen, sodass oft nur das Laden im Betriebshof oder an speziell ausgestatteten Endhaltestellen gewählt wird.
Nachteil dürfte zumindest im Fahrgastbetrieb insbesondere bei Bussen die Präzision sein. Falsch geparkte Fahrzeuge im Haltestellenbereich sind ein Problem für solche Systeme. Das war schon bei Bombardiers Primove-System der Fall, bei dem Busse per Induktion aufgeladen werden und gilt auch für das Induktionssystem IPT von Conductix Wampfler. Für Trams ist die Präzision hingegen kein Problem. Personal im Fahrdienst ist das zentimetergenaue Bremsen von Straßenbahnen gewohnt.
Operativ soll sich das System sehr gut in die Verkehrsbetriebe integrieren lassen. 20 Sekunden Ladezeit sollen mit entsprechend vielen ausgestatteten Haltestellen ausreichen. Das entspricht etwa der normalen Standzeit im Fahrgastwechsel. Ein kompletter Ladevorgang, etwa an einer Endhaltestelle, soll sich in wenigen Minuten abschließen lassen.
Das System ist bereits auf zwei Referenzstrecken in installiert. In Malaga ist etwa ein 12-Meter-Linkker-Bus mit der Technik unterwegs und wird über den Boden mit 200 kW aufgeladen. In Nizza kann das System laut Alstom auf den Straßenbahnlinien 2 und 3 beobachtet werden.