Abschaffung der Roaming-Gebühren in der EU: Nicht für Vielreisende
Für die meisten Reisenden innerhalb der EU, Islands, Norwegens und Liechtensteins wird es künftig tatsächlich leichter die Kosten für Mobilfunkverbindungen im Griff zu behalten, solange es sich um den dreiwöchigen Urlaub an der Adria oder den Wochenendurlaub in Barcelona handelt. Dank Fair-Use-Klausel, die den missbräuchlichen Einkauf von Mobilfunkverträgen im billigeren EU-Ausland verhindern soll, werden Vielreisende allerdings künftig benachteiligt und müssen sich sehr genau ansehen, mit welchem Vertrag sie am Günstigsten aussteigen.
Der Lebensmittelpunkt
Die Fair-Use-Bedingung gibt eine Vier-Monatsfrist vor, innerhalb der Betreiber beobachten können, wo der Kunde sein Smartphone verwendet. Roamt dieser primär im EU-Ausland, kann der Provider eine Frist von 14 Tagen setzen, bevor er wieder Roamingebühren verrechnen darf. Vielreisende müssten künftig also alle paar Monate zurück in das Land ihres Mobilfunkvetrags und dort wohl auch eine Zeitlang bleiben. Das dürfte nicht nur Geschäftsreisenden, Backpackern oder Freelancern ohne fixen Lebensmittelpunkt missfallen, auch Studenten im Ausland wären davon betroffen und müssten sich erst recht wieder nationale Sim-Karten zulegen.
Nachweis bei Neuverträgen
Das könnte allerdings künftig schwieriger werden, denn Mobilfunkprovider können und werden Nachweise verlangen, ob sich der Lebensmittelpunkt eines Neukunden im jeweiligen Land befindet. Touristen aus dem EU-Ausland aber auch manch Vielreisender wird sich schwer tun, diesen Nachweis zu erbringen. 4G.de hat bereits einige österreichische Betreiber zu dem Thema interviewt, da Österreich wegen der niedrigeren Gebühren im Vergleich zu Deutschland mit einem Ansturm deutscher Kunden rechnet. Sowohl A1 Telekom Austria als auch T-Mobile Austria und Drei Austria wollen künftig einen entsprechenden Nachweis verlangen.
Wertkarten als Lösung?
Eine Lösung für diese Zielgruppe könnten Prepaid- oder Wertkarten sein, die gleich in etwa die aktuellen Großhandelspreise zwischen den Providern verrechnen, die derzeit bei 7,7 Euro (netto) für ein GB und 0,01 Euro (netto) pro SMS sowie 0,032 Euro (netto) pro Minute Sprachtelefonie liegen. Der Datentarif soll schrittweise bis 2022 auf 2,5 Euro (netto) das GB sinken. Der österreichische Mobile Virtual Network Operator (MVNO) Spusu bietet beispielsweise eine solche Wertkarte ohne monatliche Grundgebühr an, die in Österreich 4 Euro pro GB verrechnet, im EU-Ausland allerdings ab 15. Juni 9,46 Euro pro GB.
Das entspricht in etwa auch dem Preis, den Vodafone in Deutschland schon seit letztem Jahr als optionales Datenpaket für den Prepaid-Callya Talk&SMS-Tarif verrechnet (9,90 Euro pro GB innerhalb Deutschlands und der EU), auch hier ohne monatliche Grundgebühr. Beide Tarife scheinen vorerst nicht von der Fair-Use-Klausel betroffen zu sein, zumindest finden sich diesbezüglich keinerlei Hinweise in den Tarifbestimmungen und AGB's.