ANC-Earbuds Marshall MOTIF II A.N.C. im Hands-On: Rotzfrecher Marshall-Sound und heißes Design?
Earbuds gibt es mittlerweile wie Sand am Meer. Aber hochwertig klingende Earbuds, die auch designtechnisch etwas anderes wagen, sind immer willkommen. Und so bringt der traditionsreiche Hersteller Marshall, welcher jahrzehntelang schon Gitarristen mit Verstärkern mit einem charakteristischen Sound versorgt, mit den Motif II A.N.C. Earbuds mit besonderem Design heraus. Statt hellem, glatten Plastik kommt das Case hier in dunkler Lederoptik mit dem geschwungenen, weißen Marshall-Schriftzug daher.
Neben den optischen Vorzügen sollen aber auch die technischen Merkmale und Funktionen bei den 199 Euro teuren In-Ears überzeugen. Die Akkulaufzeit wurde im Vergleich zum Vorgänger verlängert, Gehäuse und Earbuds erhalten eine IPX-Zertifizierung, das Case lässt sich kabellos laden und natürlich wurde auch an der aktiven Geräuschunterdrückung gearbeitet und optimiert.
Spezifikationen
Trageweise | In-Ear |
Konnektivität | Bluetooth 5.3 LE |
Reichweite | bis zu 10 Meter |
Lautsprecher | 6 mm dynamisch, 20–20,000 Hz |
Audio-Codecs | SBC + MPEG-2 AAC + LC3 |
Ladeanschluss | USB-C |
kabelloses Laden | ja |
Gewicht | 4,53 Gramm (je Ohrhörer), 47 Gramm (Ladeetui) |
Lieferumfang | Kopfhörer, Ladeetui, Ohraufsätze (Größen: S, M, L), USB-C-Kabel |
Preis (UVP) | 199 Euro |
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Details
Gehäuse und Ergonomie – Typischer Marshall-Look
Marshall präsentiert seine Earbuds im typischen Design, welches schon den Gitarren-Amps oder den Bluetooth-Lautsprechern des Kultherstellers eigen sind. Sowohl Ladecase als auch Earbuds selbst sind Schwarz, Ersteres ist mit einer künstlichen Lederoptik und -struktur überzogen, sodass es aus anderen Vertretern angenehm heraussticht, sofern man das Design mag.
Ganz in dünnem Weiß prangen vorne die geschwungenen Buchstaben des Marshall-Logos, darüber sitzt eine Mini-LED, welche temporär beim Auf- und Zuklappen den Ladezustand oder den Gerätesuche anzeigt. Unter dem Schriftzug befindet sich ein schwarzer Knopf für den Bluetooth-Modus.
Ganz unten sitzt der USB-C-Slot zum Aufladen, alternativ lädt das Case aber auch kabellos per Qi.
Auf den schwarzen Buds selber prangt das weiße "M", die stiftartigen Halter besitzen eine geriffelte Diamantstruktur und dadurch einen guten Grip. Die Unterseite ist goldfarben beschichtet. Bei der Produktion kommt Herstellerangaben zufolge 70 Prozent recycelter Kunststoff zum Einsatz. Die Ohrhörer sind IPX5-geschützt, das Ladecase immerhin noch mit IPX4.
Mitgeliefert werden drei verschiedene Ohrstöpsel in den Größen S, M und L. Beim Autor haben die bereits aufgesetzten M-Stöpsel auf Anhieb halbwegs gepasst. Nach längerer Zeit hat das Wechseln auf die kleineren Ohrpolster aber den Tragekomfort und Sound nochmals leicht verbessert.
Ausstattung und Bedienung - Touch-sensitiv, aber App mit GPS-Zwang
Via Bluetooth 5.3 LE sind die Buds direkt einsatzbereit und lassen sich beispielsweise mit dem Smartphone koppeln. Insgesamt kann man die Buds mit gleich zwei Geräten gleichzeitig koppeln (Mehrpunkt-Konnektivität). Ich hatte meine Buds gleichzeitig mit dem Smartphone und dem PC gekoppelt. Übrigens gab es dabei eine wahrnehmbare Latenz zwischen Bild und Ton beim Schauen von Videos auf YouTube, was mal mehr, mal weniger stark auffällt und nervt. Nimmt man einen oder beide Earbuds aus dem Ohr, so wird die aktuelle Wiedergabe automatisch pausiert. Über die App lässt sich das deaktivieren.
Eine Bedienung kann über die Buds selbst erfolgen, die Oberfläche ist Touch-sensitiv. Über diverse Tippkommandos lässt sich die Mediengabe steuern: Track anhalten und fortsetzen (1x Tippen), Track vorspulen (2x tippen), Anrufe entgegennehmen oder beenden (ebenfalls 2x tippen), ANC zu Transparenz-Modus und umgekehrt schalten (lange tippen, zwei unterschiedliche Bestätigungssounds) und sogar Spotify starten (2x tippen und halten). Die Berührungen haben eine spürbare Auslöseverzögerung, was vor allem bei der Lautstärkeanpassung auffällt (siehe unten).
Beim Einsetzen nervt es etwas, dass unweigerlich Aktionen ausgelöst werden, vor allem das Umschalten zwischen ANC und Transparenzmodus durch langes Drücken. Über die Non-Touch, langen "Griffe" sind die Motif II eher nicht zu gut ins Ohr zu bekommen, man schiebt unweigerlich auch auf die Touch-sensitive Fläche, um sie einzusetzen.
Was standardmäßig leider fehlt, ist eine Lautstärkesteuerung, hierfür muss man theoretisch stets immer zum Smartphone greifen. Hier kommt allerdings die Marshall Bluetooth App ins Spiel. Diese ist für iOS und Android verfügbar und erlaubt diverse Einstellungen. Nervig ist, dass sie sowohl für die Einrichtung als auch den Betrieb GPS aktiviert haben möchte, für eine präzisere Ortung via UWB. Aber wozu habe ich stromsparendes Bluetooth Low Energy, wenn der Akku meines Smartphones dann durch das dauer-aktivierte GPS leergesaugt wird, vom zumindest potentiell datenschutzbedenklichen Umgang mit meinen Standortdaten einmal ganz zu schweigen!
Die App selbst ist sehr übersichtlich und funktional angeordnet. ANC und Transparenz können in drei Schritten (Low, Mid, High) in ihrer Stärke angepasst werden. Zudem gibt es einen Equalizer, welcher neben dem eingestellten Marshall-Sound und diversen anderen Presets auch manuelle Anpassungen erlaubt. Außerdem kann man hier zumindest eine der Touch-Aktionen frei belegen. Dadurch kann man dann doch eine Lautstärkesteuerung per Touch festlegen. Leider verliert man dadurch ausgerechnet die Umschaltung zwischen ANC und Transparenzmodus. Die Entwickler hätten hier lieber den Touch-Befehl für Spotify dafür verwenden sollen, darauf könnte ich eher verzichten.
Zu guter Letzt lässt sich noch das Ladeverhalten des Akkus einstellen. Für eine längere Akku-Lebensdauer empfiehlt es sich beispielsweise nur von 30 bis 80 Prozent laden zu lassen, oder auf die Schnellladung zu verzichten.
Sound - Typischer Marshall-Sound?
Die Marshall Motif II unterstützen diverse Codecs für hochwertigen Sound, darunter den LC3-Codec, welcher beispielsweise von Windows 11 unterstützt wird. LDAC fehlt leider, dafür sind AAC und SBC an Bord.
Für In-Ears liefern die Marshall einen guten Klang, immerhin wollen sie mit den Apple AirPods Pro mithalten, sie spielen preislich in einer ähnlichen Liga. Die Bässe kommen gut rüber, sind differenziert und dank des Equalizers kann man den Sound recht gut anpassen. Im Vergleich mit anderen In-Ears erzeugen sie einen sehr guten Bass, der statt dumpf zu hämmern auch gut abgestuft ist.
Auch die Höhen sind präsent, aber insgesamt fehlt es uns etwas an Details, es mangelt ausgerechnet am letzten Punch der 6 mm kleinen Treiber. Der recht präsenten Bass lässt das Klangbild druckvoll erscheinen, wird aber nicht durch ein offenes Klangbild nach oben hin zur Genüge unterstützt wird. Gerade für einen rockigen Marshall-Sound wirken die Motif II A.N.C. etwas zu dumpf. Schaltet man ANC ab, so ist der Klang etwas offener, dafür verzichtet man auf sehr viel Bass. Hier stellt sich das Gefühl ein, dass das ANC auch ein wenig Details wegfiltert.
Am Active Noise Cancellation hat Marshall eigenen Angaben zufolge besonders gearbeitet. Geräusche dringen zwar immer noch durch, allerdings in relativ geringem Maße. Dennoch werden Trittschall und Reibegeräusche zu deutlich übertragen, beispielsweise wenn man beim aktuellen Herbstwetter eine Mütze trägt. Spielt man gerade keine Medien ab, so ist das Hintergrundrauschen im ANC-Modus schwach bis mittelstark wahrnehmbar. Im Transparenzmodus ist das Rauschen naturgemäß noch stärker. Der Sound von außen klingt dann recht artifiziell.
Gegen andere In Ears schlagen sich die Motif II gut, gegen halbwegs ordentlichen Over-Ear-Kopfhörern wie den Beyerdynamic DT770 Pro (139 Euro bei Amazon) kann der Sound nicht mithalten. Das ist zwar kein Maßstab, aber der sonst normale Klangalltag des Autors. Die Motif II klingen im Vergleich doch etwas dumpf und weniger gut aufgelöst. Zudem sind die Marshall relativ leise, hier muss man schon ordentlich die Lautstärke aufdrehen.
Beim Telefonieren wird die Stimme insbesondere im ANC-Modus gut übertragen und Umgebungsgeräusche wie Wind und Straßenlärm gut unterdrückt. Teils klingt das dann wie bei anderen In Ears auch, etwas künstlich und unterdrückt, aber alles ist gut verständlich.
Marshall MOTIF II A.N.C. Audio Analyse
(±) | Mittelmäßig laut spielende Lautsprecher (77.86 dB)
Bass 100 - 315 Hz
(-) | kaum Bass - 28% niedriger als der Median
(+) | lineare Bass-Wiedergabe (5% Delta zum Vorgänger)
Mitteltöne 400 - 2000 Hz
(±) | verringerte Mitten, vom Median 9.5% abweichend
(±) | Linearität der Mitten ist durchschnittlich (10.9% Delta zum Vorgänger)
Hochtöne 2 - 16 kHz
(-) | sehr hohe Hochtöne, vom Median nur 19% abweichend
(±) | durchschnittlich lineare Hochtöne (8.2% Delta zum Vorgänger)
Gesamt im hörbaren Bereich 100 - 16.000 Hz
(-) | hörbarer Bereich ist nur wenig linear (46.7% Abstand zum Median)
Im Vergleich zu allen Geräten derselben Klasse
» 95% aller getesteten Geräte dieser Klasse waren besser, 0% vergleichbar, 5% schlechter
» Das beste Gerät hat einen Delta-Wert von 4%, durchschnittlich ist 25%, das schlechteste Gerät hat 134%
Im Vergleich zu allen Geräten im Test
» 95% aller getesteten Geräte waren besser, 0% vergleichbar, 5% schlechter
» Das beste Gerät hat einen Delta-Wert von 4%, durchschnittlich ist 25%, das schlechteste Gerät hat 134%
Huawei FreeBuds 5 Audio Analyse
(+) | Die Lautsprecher können relativ laut spielen (87 dB)
Bass 100 - 315 Hz
(±) | abgesenkter Bass - 8.4% geringer als der Median
(+) | lineare Bass-Wiedergabe (2.1% Delta zum Vorgänger)
Mitteltöne 400 - 2000 Hz
(±) | verringerte Mitten, vom Median 5.7% abweichend
(+) | lineare Mitten (5.3% Delta zum Vorgänger)
Hochtöne 2 - 16 kHz
(-) | sehr hohe Hochtöne, vom Median nur 15.4% abweichend
(+) | sehr lineare Hochtöne (4.8% Delta zum Vorgänger)
Gesamt im hörbaren Bereich 100 - 16.000 Hz
(±) | hörbarer Bereich ist durchschnittlich linear (20.4% Abstand zum Median)
Im Vergleich zu allen Geräten derselben Klasse
» 50% aller getesteten Geräte dieser Klasse waren besser, 8% vergleichbar, 42% schlechter
» Das beste Gerät hat einen Delta-Wert von 4%, durchschnittlich ist 25%, das schlechteste Gerät hat 134%
Im Vergleich zu allen Geräten im Test
» 50% aller getesteten Geräte waren besser, 8% vergleichbar, 42% schlechter
» Das beste Gerät hat einen Delta-Wert von 4%, durchschnittlich ist 25%, das schlechteste Gerät hat 134%
Akkulaufzeiten - 6 und 30 Stunden
Marshall gibt als Laufzeit 6 Stunden für die Buds an und bis zu 30 Stunden zusammen mit dem Case. In unserem Test hielten die Marshall mit aktiviertem ANC bei einer Musiklautstärke von etwa 65 dB, gemessen aus etwa 1 cm, sogar etwas länger durch.
Aufladen lässt sich das Case via beiliegendem (kurzem) USB-C-Kabel oder auch kabellos via Qi. Zudem verbaut der Hersteller eine Schnellladefunktion, in nur 15 Minuten Ladezeit soll man wieder eine Stunde Musik hören können.
Pro
Contra
Fazit - Schickes Design, vielleicht zu viel ANC?
Ja, die Marshall Motif II A.N.C. sind schick, das Gehäuse macht deutlich mehr her als die üblichen, glänzenden Plastikeier der Konkurrenz. Die Marshall entwickeln auch einen druckvollen und dynamischen Klang, dem es jedoch etwas an Bühne beziehungsweise an Details fehlt. Der Sound ist insgesamt etwas dumpfer als uns lieb ist. Vor allem für rotzigen Gitarrensound scheinen die Marshall eher weniger gut geeignet zu sein, als allgemein beworben.
Dennoch ist dies Kritik auf hohem Niveau. Die restlichen, kabelgebundenen Earbuds des Autors werden von den Motif II klangtechnisch überboten. Insgesamt könnten sie allerdings auch noch etwas lauter aufspielen.
Die Marshall Motif II A.N.C. sind schick und entwickeln einen druckvollen und dynamischen Klang. Das ANC ist gut, aber keineswegs perfekt und kostet ein paar Details im Klang.
Preis und Verfügbarkeit
Direkt bei Marshall kosten die Motif II derzeit 199 Euro. Media Markt bietet sie aktuell zum gleichen Preis an.
Transparenz
Die Auswahl der zu testenden Geräte erfolgt innerhalb der Redaktion. Das vorliegende Testmuster wurde dem Autor vom Hersteller oder einem Shop zu Testzwecken leihweise zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme des Leihstellers auf den Testbericht gab es nicht, der Hersteller erhielt keine Version des Reviews vor der Veröffentlichung. Es bestand keine Verpflichtung zur Publikation. Unsere Reviews erfolgen stets ohne Gegenleistung oder Kompensationen. Als eigenständiges, unabhängiges Unternehmen unterliegt Notebookcheck keiner Diktion von Herstellern, Shops und Verlagen.
So testet Notebookcheck
Pro Jahr werden von Notebookcheck hunderte Laptops und Smartphones unabhängig in von uns standardisierten technischen Verfahren getestet, um eine Vergleichbarkeit aller Testergebnisse zu gewährleisten. Seit rund 20 Jahren entwickeln wir diese Testmethoden kontinuierlich weiter und setzen damit Branchenstandards. In unseren Testlaboren kommt ausschließlich hochwertiges Messequipment in die Hände erfahrener Techniker und Redakteure. Die Tests unterliegen einer mehrstufigen Kontrolle. Unsere komplexe Gesamtbewertung basiert auf hunderten fundierten Messergebnissen und Benchmarks, womit Ihnen Objektivität garantiert ist. Weitere Informationen zu unseren Testmethoden gibt es hier.