ABB Dynafin: Neues potenziell effizientes Antriebskonzept ist bereit für den Einsatz
ABBs Antriebssystem Dynafin ist bereit für den praktischen Einsatz, das berichtet The Maritime Executive. Statt mit einer großen Schaufel arbeitet Dynafin mit einer rotierenden Scheibe, aus der bewegliche Blätter (Blades) herausragen. Das soll kleinen bis mittelgroßen Schiffen eine Effizienzsteigerung bringen.
Die Idee ist nicht neu, wie selbst ABB zugibt. Es gibt sie schon seit gut 100 Jahren – wenn man die Natur außen vorlässt. Inspiriert wurde das Design von den Bewegungen einer Wal-Flosse. Ähnlich funktioniert der der ältere Voith-Schneider-Propeller. Die große Scheibe des Dynafin-Antriebssystems rotiert laut Maritime Executive mit 30 bis 80 Umdrehungen pro Minute.
Maritime Executive hat dazu mit ABB als auch der Ritz Carlton Yacht Collection gesprochen. Für die Studie wurde die Nutzung von Dynafin anhand der rund 240 Meter lange RCYC Ilma simuliert. Luxuriöse Schiffe sind für das Konzept durchaus ein besonderer Zielmarkt, denn ABB verspricht einen leisen als auch vibrationsarmen Betrieb. Die Ilma wird 2024 aber noch mit einem konventionellen Antrieb ausgestattet.
Rund 20 Prozent Treibstoff soll das System sparen. Außerdem werden 100 Kubikmeter Platz gespart. Allerdings schafft der Dynafin-Antrieb nicht ganz die geforderte Leistung und ist 12 Prozent schwächer als die beiden traditionellen 5,5-MW-ABB-Azipod-Einheiten.
Schnelle Ansteuerung
ABB verspricht ferner eine schnelle Reaktion des Antriebssystems bei gleichzeitig hoher Präzision der Steuerung. Richtung und Schubkraft sollen sehr schnell reagieren, weil die einzelnen Blätter durch die separate Ansteuerung schneller reagieren können. Außerdem soll mit wenig Energieaufwand die Position eines Schiffs gehalten werden können.
Für die Unterwasserwelt soll sich außerdem der Lärm im Vergleich zu typischen Schiffsschrauben verringern. Aufgrund weniger mechanischer Teile sollen zudem Wartungskosten reduziert werden.
Dynafin ist laut ABB das Ergebnis einer bisher über zehn Jahre andauernden Forschung. Ab dem Jahr 2026 soll das Projekt kommerziell verfügbar sein.
Dynafin ist nicht der einzige Antrieb, der nach langer Zeit wieder Beachtung findet. Auch das Hydrofoil-Konzept, noch heute in Passagierschiffen wie der sehr schnellen Boeing 929 etwa zwischen Südkorea (Busan) und Japan (Fukuoka) im Einsatz, bekommt auf kleinem Niveau wieder Entwicklungsressourcen. 2020 wurde von Kawasaki Heavy Industries eine neue Boeing 929 produziert. Diese ist im Regionalverkehr tätig. Zwischen Busan und Fukuoka sind die Jetfoils eine beliebte Alternative zum Flugzeug und effektiv ähnlich schnell. Allerdings ist die Technik in die Jahre gekommen, da es kaum Forschung gab. Die Turbinen sind daher auf einem sehr alten Stand der Luftfahrt.
Seit einigen Jahren arbeitet Candela an einem neuen Hydrofoil, dem P-12, das immerhin 30 Passagiere transportieren kann.
Quelle(n)
ABB Dynafin via The Maritime Executive