8 bis 524 KByte RAM, 8 MByte Storage: IBMs System/360 wird 60 Jahre alt
Es war einmal … vor 60 Jahren. Da stellte das Unternehmen IBM (International Business Machines) eine für damalige Verhältnisse revolutionäre Computerarchitektur vor. Das IBM System/360. Offizielles Vorstellungsdatum: der 7. April 1964. An moderne PC- und Server-Technik für Supercomputer war damals noch nicht zu denken.
Jahrzehnte vor Windows, 3,5-Zoll-Festplatten, CDs oder SSDs entwickelte IBM seit 1961 eine Rechnerarchitektur, die das Unternehmen als "5 Billion Dollar Gamble", also 5-Milliarden-Dollar-Wette bezeichnete. Eine Investition, die entweder die Zukunft für IBM sicherte oder dem Unternehmen sein eigenes Geschäft mit Spezialrechnern kaputtmachen sollte.
Denn damals produzierte IBM noch Rechner jeweils speziell für einen Anwendungszweck, um es vereinfacht zu beschreiben. Upgrades waren eine teure Sache und erforderten enorme Ressourcen.
Luxioröse 8 KByte Arbeitsspeicher als Minimum
Doch die Wette ging auf und IBMs System/360 wurde mit aus heutzutage lächerlichen Leistungsdaten zu einem Erfolg. Der Arbeitsspeicher? 8 KByte als Minimum bis hinauf zu luxuriösen 524 KByte als Maximum. Das war tatsächlich sehr viel.
Zur Einordnung: Die über eine Dekade später erscheinende Spielekonsole Atari 2600 hatte gerade einmal 128 Bytes an RAM. Ja, richtig gelesen, 128 Zeichen für den Arbeitsspeicher. Erst einige Jahre später gelang es mit sogenannten Superchips in den Cartridges den Arbeitsspeicher zu vervielfachen. Und selbst damit kam man 20 Jahre später nicht einmal annähernd an IBMs System/360 in der Grundausstattung an.
Wie IBM auf seiner Heritage-Seite schreibt, wurden mit einer einheitlichen Software-kompatiblen Architektur fünf bis dazu zueinander inkompatible Systeme ersetzt. Diese hat IBM lange gut verkaufen können, doch das sollte ein Ende haben. Der Name 360 sollte die neue Rundumlösung verdeutlichen. Gleichzeitig sorgte die Architektur dafür, dass sich das 8-Bit-Byte durchsetzen konnte.
Fünf Prozessoren und 54 Peripheriegeräte beinhaltete die neue Plattform. Gleichzeitig konnte sie auf bis zu 8 MByte Speicher zurückgreifen – oder 8 Millionen Zeichen, die gespeichert werden konnten, wie es damals hieß. Heute reicht das nicht einmal mehr für ein einzelnes RAW-Bild einer modernen Digitalkamera.
1.000 bestellte Systeme im ersten Monat
Laut IBM hat sich die 5-Milliarden-Dollar Wette schnell bezahlt gemacht. Stolze 1.000 Mainframe-Systeme wurden bereits im ersten Monat nach der Vorstellung bestellt. Für die Unternehmen, die die Mainframes kauften, hatte das neue System große Vorteile. 1970 erschien schließlich mit dem System/370 eine konsequente Weiterentwicklung.
Sie konnten zunächst ein kleines System kaufen und es bei Bedarf erweitern. Das Neuschreiben von Software entfiel plötzlich. Das sorgte dafür, dass so manches Unternehmen erstmals einen Computer kaufte. Bis 1989 sorgte der Erfolg dafür, dass die Hälfte von IBMs Umsatz dem System/360 zuzuordnen war.
Ein ganzes Ökosystem entstand sogar, denn viele Firmen fingen an, selbst Zubehör für das System/360 zu entwickeln. Fast 20 Jahre später wiederholte IBM dieses Konzept 1981 durch die Öffnung des IBM PC – dem Personal Computer, der heute Alltagsgegenstand in zahlreichen Haushalten ist. Sei es als Desktop, Tower oder auch Notebook. Daneben entstanden noch weitere Heimcomputer, die nicht IBM PC kompatibel waren.
Erst die Entwicklung der leistungsfähigen Smartphones und Tablets sorgten für einen Dämpfer für die klassischen Rechner, denn mit ergänzenden Eingabegeräten konnten einige tatsächlich auf die klassischen Bauformen verzichten.
Das einstige wohlbekannte IBM ist derweil "nur" noch ein Spezialist. Die meisten haben mit IBM allenfalls indirekt noch zu tun. Das war einmal anders, als IBM auch als PC-Gigant das Geschäft beherrschte und lenkte. Doch die IBM-Thinkpads sind längst bei Lenovo, auch wenn das Design-Team in Yokohama, Japan, etwa zum 25-Jährigen der Thinkpads noch zeigte, dass die Wurzeln weiter bei IBM liegen. In Japan entstand das Thinkpad nämlich damals als eine Art Bento-Box und es gibt sogar eine japanische Webseite von Lenovo, die das Yamato Research Lab beschreibt.