5G-Frequenzversteigerung: Was passiert mit den 6,55 Milliarden Euro?
Als letzten Mittwoch das finale Ergebnis der Versteigerung der 5G-Frequenzen durch die Bundesnetzagentur in Deutschland bekannt wurde, gingen die Meinungen über die Summe von 6,55 Milliarden Euro, die von den Unternehmen aufgewendet wurde, deutlich auseinander. Auf der einen Seite, gab es all jene, die sich freuen, dass jetzt endlich der Weg in eine Zukunft mit dem neuen Funkstandard geebnet wurde. Auch die Bundesregierung dürfte sich über das Ergebnis gefreut haben, da die ursprüngliche Schätzung von 5 Milliarden Euro wesentlich übertroffen wurde, was auch dem neuen Mitbewerber United Internet geschuldet sein dürfte.
Auf der anderen Seite gab es viele Kritiker, die bemängelten, dass diese große Summe den Unternehmen jetzt im Ausbau des Netzes fehlen wird. Als mahnendes Beispiel wird in dem Kontext häufig die Versteigerung der UMTS-Frequenzen genannt, die im Jahr 2000 zu einem Ergebnis von ganzen 50 Milliarden kam, was für viele Experten der Grund dafür ist, dass es heute immer noch große Lücken bei der Mobilfunkabdeckung in Deutschland gibt, da es anschließend massive Finanzierungslücken bei den Investitionen in den neuen Standard gab.
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Wiederholt sich das UMTS-Debakel?
Doch wird ein ähnlicher Effekt trotz niedrigerer Summe auch beim Aufbau der 5G-Netze zu sehen sein und was passiert eigentlich mit den 6,55 Milliarden Euro?
Erstmal sind sich alle Unternehmen einig, dass 5G im Mobilfunk die Zukunft ist. So hat Vodafone bereits angekündigt, dass das Unternehmen bis 2021 den neuen 5G-Standart für bis zu "20 Millionen Menschen in Deutschland verfügbar machen" möchte. Dies dürfte sogar verhältnismäßig einfach sein, da ein großer Anteil der Deutschen in Städten lebt, in denen man mit wenig Aufwand viele Menschen erreichen kann. Wie es in der Fläche aussehen wird, ist allerdings noch ungewiss. Zumal 5G auf dem Land auch einen entscheidenden Nachteil hat: Es besitzt eine wesentlich geringere Reichweite als 4G/LTE. Von daher dürften viele Mobilfunkanbieter in den nächsten Jahren darauf setzen, in der Fläche weiter den älteren 4G-Standard voran zu bringen, um den eigenen Geschwindigkeitszielen gerecht zu werden, während die Großstädte mit hohem Bedarf wesentlich schneller auf 5G umgestellt werden sollten.
Natürlich beklagen auch bei dieser Versteigerung besonders die drei alteingesessenen Mobilfunkanbieter die Kosten, die diese Auktion mit sich gebracht hat. So musste die Telekom beispielsweise 2,2 Milliarden Euro für ihre Anteile an den Frequenzen bezahlen, was das Unternehmen als zu teuer empfand. Auf der anderen Seite darf man gerade im Hinblick auf vergangene Versteigerungen nicht vergessen, dass diese Summe wesentlich kleiner ist, als vor 19 Jahren bei den UMTS-Frequenzen. Sollte der Ausbau also nicht in die Gänge kommen, können sich die Unternehmen nicht nur auf die Kosten der Versteigerung berufen.
Der Markt verändert sich
Neben den drei traditionellen Anbietern Telefónica, Telekom und Vodafone ist mit United Internet dieses Mal noch ein weiterer Mitbewerber zum Zug gekommen, der ebenfalls Rechte für einige 5G-Frequenzen ergattern konnte. Dieser neuer Mitbewerber wird von den alten Platzhirschen mit großer Skepsis begegnet, befürchten doch viele Experten einen harten Preiskampf durch die neue Konkurrenz.
Auch wenn die Betriebsräte der alten Anbieter kürzlich davor gewarnt haben, dass durch eine Preisspirale nach unten tausende Jobs bei den Anbietern in Gefahr sein könnten, darf man hierbei nicht vergessen, dass wir Kunden von so einem Preiskampf auch profitieren könnten. Immerhin leistet sich Deutschland im Vergleich mit vielen anderen westlichen Staaten immer noch mit die höchsten Preise pro Gigabyte Datenvolumen. Und da gerade 5G das Potential hat, dank der deutlich höheren Geschwindigkeit und niedrigeren Latenz, ganze Haushalte versorgen zu können, würden von einem Preissturz besonders Regionen profitieren, in denen Glasfaser noch nicht verfügbar ist, was in Deutschland bei den meisten Internetnutzern der Fall ist. Hierbei bleibt nur zu hoffen, dass der Preiskampf nicht so sehr die Einnahmen der Anbieter drückt, dass bei den Investitionen in das neue 5G-Netz gespart werden muss.
Der Bund wird endlich aktiv
Doch was passiert eigentlich mit den Milliarden, welche die Unternehmen für die Frequenzen zahlen mussten? Hier hat Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) kurz nach der Auktion angekündigt, dass das Geld zu 30 Prozent in die Förderung der Digitalisierung an Schulen und zu 70 Prozent in den geförderten Netzausbau gehen wird.
Jetzt kam bei dem jüngsten Treffen der Fraktionsvorstände der Regierungsparteien Union und SPD noch die Ankündigung hinzu, dass der Bund eine eigene Mobilfunkinfrastrukturgesellschaft gründen wird, die dann damit beauftragt wird, Funkmasten in unterversorgten Gebieten zu errichten. Hierbei soll großflächig auf Grundstücke und Liegenschaften der öffentlichen Hand zur Errichtung der Funkmasten zurückgegriffen werden, um den Aufbau möglichst unbürokratisch zu gestalten. Die Technik und das nötige Know-How sollen hierbei die Mobilfunkbetreiber zur Verfügung stellen, wobei die Mobilfunkmasten auch nach Errichtung durch die privaten Unternehmen im Besitz der öffentlichen Mobilfunkinfrastrukturgesellschaft bleiben wird.
Den privaten Netzbetreibern wird indes keine Wahl gelassen, als die Infrastruktur des Bundes zu nutzen, um eine möglichst gute Abdeckung zu erreichen. Hierbei steht das Ziel der Bundesnetzagentur im Vordergrund, bis Ende 2022 stolze 98 Prozent der Haushalte, sowie die wichtigsten Straßen und Schienennetze mit 5G zu versorgen.
Es wird auf jeden Fall spannend sein zu sehen, ob dieses Ziel erreicht werden kann. Immerhin scheint die Politik mittlerweile erkannt zu haben, dass es hier großen Nachholbedarf gibt, nachdem über Jahre hinweg relativ wenig passiert ist.