25 Autohersteller getestet, alle sammeln Fahrerdaten und noch viel, viel mehr
Mit Sensoren für den Innenraum, die Umgebung, mit Schnittstellen zu eigenen und fremden Apps, mit automatischen Updates, GPS und Mobilfunk sind das Sammeln und Weiterleiten von unzähligen Informationen in modernen Autos gar kein Problem.
Wie die Hersteller damit umgehen, wie sie sie erhalten, auswerten und verwerten, hat sich die Mozilla Foundation genauer angesehen. Insgesamt 25 Marken wurden geprüft, darunter alle großen Hersteller auf dem europäischen und US-amerikanischen Markt.
Die Stiftung, die sonst den Browser Firefox und das E-Mail-Programm Thunderbird entwickelt, untersucht immer wieder verschiedenste Alltagsprodukte. Auch hier sind die Ergebnisse selten schmeichelhaft und offenbaren im schlimmsten Fall Gesetzesverstöße und Datenmissbrauch.
Das lässt wenig Gutes hoffen für die laut Mozilla bisher schlimmste Produktkategorie "Autos". Aber der Reihe nach: Zunächst einmal sammeln alle getesteten Automarken (nie älter als 3 Jahre) deutlich mehr Daten, als für Sicherheit und Komfort nötig wären - na, Überraschung.
Gedankenloser, kommerzialisierter Umgang mit privaten Daten
Neben den Informationen über die Systeme des Autos sind es vor allem die eigenen Apps, die im Grunde alles abgreifen. Es beginnt beim Fahrverhalten und endet erst bei medizinischen Informationen und noch privateren Daten. Daraus können wiederum Verknüpfungen erstellt werden, um persönliche Profile zu erstellen.
21 der Hersteller verlangen die Erlaubnis, die Daten teilen zu dürfen, egal mit wem. Und noch immer 19 von diesen 21 behalten sich das Recht vor, die gesammelte Datenwust sogar verkaufen zu dürfen. 14 Konzerne gehen so weit, dass sie die Daten auch Regierungen zur Verfügung stellen - nicht auf richterliche Anordnung, sondern auf "Anfrage", wie es in der Untersuchung heißt.
Nur zwei Hersteller räumen zudem das Recht ein, die gesammelten Daten löschen zu lassen. Ob und in welcher Art die Sicherheit der übertragenen und gespeicherten Informationen, die wie gesagt höchst privaten Informationen enthalten können, gewährleistet ist, konnte zudem auch auf Nachfrage nicht ermittelt werden.
Es bleiben viele, viel zu viele Fragezeichen und die Erkenntnis, dass die Hersteller sehr wohl wissen, welchen Schatz sie da täglich millionenfach bergen. Das Recht dazu lassen sie sich vom Eigentümer geben und nehmen es von allen anderen Fahrerinnen und Insassen.
Immerhin sammelten Renault und Dacia, eigentlich nur ein Konzern, lediglich zwei Minuspunkte: große Sammelwut und mangelhafte Datensicherheit. Hier darf man auch das Löschen verlangen. Auf dem letzten Platz dagegen liegt wieder einmal Tesla, die sogar einräumen, dass das Fahrzeug ohne die permanente Datenübertragung gar nicht sicher funktioniert.
Nissan auf der anderen Seite verdient sich seinen vorletzten Platz zielsicher, weil in den Nutzungsbedingungen sogar die "sexuellen Aktivitäten" ausgewertet werden dürfen - wie auch immer dies vom Auto ausgeforscht wird.
Hoffnung immerhin macht die Mozilla Foundation, wenn auch nur eine kleine. Schon das Bewusstsein für die erheblichen Mängel und das ausufernde Sammeln, Speichern und Auswerten privater Informationen durch das eigene Auto kann Besserung bewirken.
Bis dahin bleibt nur, die einzelnen Berichte mit Interesse zu lesen. Es gibt für jede geprüfte Marke eine detaillierte Auflistung (Links in der Tabelle) zu sämtlichen gefundenen Problemen. Viel Spaß beim Lesen!