Test Amazon Kindle eReader
EBooks rücken nach und nach in das Bewusstsein der Konsumenten. Mit der steigenden Zahl an Tablet PCs steigt auch die Nachfrage nach passenden Inhalten für die Geräte. Bei eBooks handelt es sich um die digitale Form von Büchern, die auf den mobilen Geräten verfügbar gemacht werden. Amazon bietet die Kindle eReader schon seit einiger Zeit an, bisher allerdings nur mit englischer Menüführung. Nun hat Amazon das Grundmodell auch in einer deutschen Version im Angebot. Dieses Modell werden wir uns im Test einmal genauer ansehen. Da die Kindle Software auch auf anderen Plattformen verfügbar ist, werden wir stellenweise auch kurz zum iPad schielen und vergleichen, wie sich die beiden Geräte als Reader schlagen.
Gehäuse & Design
Das Erste was dem User auffällt wenn man den Kindle in die Hand nimmt, ist das geringe Gewicht des Gerätes. Mit seinen knapp 170 Gramm kann man den eReader auch längere Zeit noch bequem zwischen Daumen und Zeigefinger halten. Zum Vergleich: Apples iPad 2 bringt rund 0.6 Kilogramm auf die Waage, und auch andere Tablet-PCs können diesen Wert nur knapp unterbieten.
Den Abmessungen nach (166 mm x 114 mm x 8,7 mm) entspricht der Kindle von der Größe her in etwa einem Taschenbuch (Vergleiche Dell Streak 7-Zoll, 0.45 kg).
Das komplette Gerät ist aus Kunststoff gefertigt. Die Verarbeitung ist gut, aber nicht perfekt. So fällt bei genauerem Hinsehen auf, dass die Spaltmaße nicht immer übereinstimmen. Die Rückseite des Kindle ist gummiert und sorgt für eine gute Griffigkeit des Gerätes. Viel wichtiger als die Spaltmaße ist bei einem solchen Gerät aber eher die Robustheit, schließlich soll man den eRader ja jederzeit bei sich haben können. Hier machen die Oberflächen aber einen guten Eindruck und bei normaler Nutzung sollten die Oberflächen auch noch lange gut aussehen.
Anschlussmöglichkeiten
Der Amazon Kindle verfügt über einen einzelnen Micro-B USB Anschluss. Dieser dient dazu, den eReader über das beiliegende Kabel mit einem Rechner zu synchronisieren und den Akku zu laden. Das Synchronisieren über einen Rechner ist allerdings nicht zwingend notwendig, sprich der Betrieb gänzlich ohne PC möglich.
Kommunikation
Der Amazon Kindle verfügt über ein integriertes WLAN Modul, das die Standard s802.11b/g/n unterstützt.
Lieferumfang
Amazon verkauft den Kindle in einer besonders umweltfreundlichen Verpackung. Neben dem eRader befinden sich im Lieferumfang noch ein USB 2.0 Kabel und die Kindle Kurzanleitung. Das Kindle Benutzerhandbuch ist bereits auf dem Kindle vorinstalliert.
Eingabegeräte
Der Kindle eRader verfügt über keine physikalische Tastatur, sondern nur über eine on-Screen Tastatur. Da es sich bei dem Display aber nicht um ein Touchscreen handelt, geschieht die Eingabe über ein sogenanntes Curserpad. Die Navigation auf der Onscreen Tastatur erweist sich allerdings als langsam und etwas umständlich. Ein kleiner Trost ist, dass die Tastatur wohl nicht oft zum Einsatz kommen wird. Lediglich bei Passworteingaben für WLANs oder bei der Suche von Büchern im Store wird man sie benötigen. Der Großteil der Navigation geschieht über die großen Tasten, die sich auf beiden Seiten des Gerätes befinden. So ist es unerheblich in welcher Hand man das Gerät hält. Die große untere Taste dient stets dazu eine Seite weiter zu blättern, während die kleinere Taste darüber zum Zurückblättern dient.
Ansonsten gibt es noch Tasten mit denen man zurück zum Homebildschirm gelangt, das Menü aufruft, die Tastatur aufruft oder eine Seite zurück geht, zum Beispiel wenn man sich durch die Menüs gearbeitet hat und eine Ebene höher möchte.
Im Lesebetrieb haben uns die Eingabemethoden gut gefallen. Die Eingabegeräte erfüllen ihren Zweck und wurden an den richtigen Stellen platziert. Einzig die Onscreen Tastatur konnte uns nicht überzeugen, aber sie findet in der Praxis auch nur wenig Verwendung.
Display
Die große Besonderheit des Kindle eReaders ist das eInk (oder auch ePaper) Display. Hierbei handelt es sich um ein Display, das Tinte auf einem Blatt Papier nachbilden soll. Bei dem Display handelt es sich um ein sogenanntes passives Display, das bedeutet, es leuchtet nicht. Damt werden aber auch die Augen geschont und ein nahezu "gedruckter" Eindruck entsteht. Wer im Dunkeln lesen möchte, braucht eine andere Lichtquelle.
eInk Displays verfügen noch über weitere Vorteile, so sind sie extrem sparsam, was den Energieverbrauch betrifft. Im Gegensatz zu TFT Displays benötigen sie sehr wenig bis keine Energie um den Displayinhalt aufrecht zu erhalten. Lediglich zum generieren des neuen Inhalts wird ein Stromfluss benötigt. So kann ein Inhalt wochenlang auf dem Display angezeigt werden (dies ist auch der Fall wenn man das Gerät aus der Packung nimmt, die ersten Schritte werden bereits auf dem Display angezeigt). Des Weiteren sind eInk Displays Blickwinkel unabhängig, egal aus welchem Winkel man auf das Display schaut, der Inhalt verändert sich nicht. Zudem kann man ein eInk Display auch unter direkter Sonneneinstrahlung noch problemlos lesen - das Gegenteil ist eher der Fall. Viel Licht erleichtert das Lesen des Inhaltes sogar. Damit kommt man aber auch gleichzeitig zu einem der Nachteile dieser Technologie. Ähnlich wie bei einem Buch, sollte man für ausreichende Beleuchtung sorgen, da das Lesen sonst sehr anstrengend wird.
In der Praxis
Nimmt man den Kindle das erste Mal aus der Packung, ist das Gerät zur aller Überraschung bereits eingeschaltet und zeigt die ersten Schritte an. Die Amazon Benutzerdaten – über die der Kindle bestellt wurde - sind bereits auf dem Kindle gesichert worden. Um sich nun Bücher auf den Kindle zu laden, muss man den eReader entweder mit einem WLAN verbinden oder mit einem PC synchronisieren. Hat man diesen Schritt hinter sich, kann man sich eBooks aus dem Amazon Store bestellen. Diese sind nach etwa 30 – 60 Sekunden nach dem Kauf auf den eRader geladen und können gelesen werden. Das eInk Display lässt den Inhalt wirklich so aussehen als wäre er auf Papier gedruckt, näher wird man einem richtigen Buch wohl kaum kommen.
Das Umblättern der Seiten geschieht zügig. Das Problem, das ältere eReader hatten, dass der Aufbau des Inhalts zu lange dauerte, tritt beim Kindle nicht auf. Im Gegenzug gibt es aber auch keine Umblätter-Animationen oder Ähnliches. Alles in allem ist es sehr angenehm auf dem Kindle eBooks zu lesen.
Apropos eBooks, wie sieht es mit der Verfügbarkeit deutscher eBooks auf Amazon aus? Auch hier kann man unserer Meinung nach Entwarnung geben. Das Angebot auf Amazon an deutschsprachigen Büchern ist bereits recht groß und wächst stetig. Während aktuelle Bestseller und dergleichen bereits für den Kindle verfügbar sind, kann es bei älteren Büchern oder Exoten vorkommen, dass es noch keine Kindle Version gibt. Für diesen Fall kann man über einen Link, den Verlag informieren, dass man dieses Buch gerne als eBook hätte. Ob und wie schnell darauf reagiert wird, können wir leider nicht sagen. Allerdings finden wir die Preise für aktuelle Bücher teilweise ungerechtfertigt. So kostet die Kindle Version meist nur ein paar Euro weniger als die gebundene Ausgabe.
Doch wie schlägt sich der Kindle Reader im Vergleich zur Kindle iPad-App? Das iPad profitiert hier natürlich von seinem großen Farbdisplay und der höheren Leistung. Die Bücher werden im Archiv mit farbigem Cover angezeigt und beim Blättern gibt es die entsprechende Animation. Diese Punkte sprechen eindeutig für das iPad. Allerdings besitzt das iPad im Vergleich zum Kindle auch einige entscheidende Nachteile. Das Display spiegelt, sodass das Lesen im Freien zur Qual werden kann. Wer sein iPad als eReader nutzt wird sein iPad deutlich öfter an die Steckdose anschließen müssen. Ein Leseabend kann schon mal 40% der Akkuleistung einfordern (bei 50% Helligkeit). Aber der aus unserer Sicht größte Nachteil ist folgender: Versucht man für mehrere Stunden konzentriert von dem Display zu lesen, machen sich erste Kopfschmerzen bemerkbar. Dies ist beim Kindle auch nach deutlich längerer Zeit nicht aufgetreten.
Akkulaufzeiten
Es ist beim Amazon Kindle schwer, Aussagen über die Akkulaufzeiten zu treffen, da man das Gerät nicht einfach einschalten und die Zeit messen kann. Amazon redet auf der Kindle Produktseite von einer Akkulaufzeit von 4 Wochen, wenn man den Kindle täglich eine halbe Stunde nutzt und das WLAN deaktiviert ist. Mit WLAN sollen es 3 Wochen sein. Unser Kindle kam mit zirka 50 Prozent Akkuladung bei uns an. Der Akku hielt daraufhin 2 Wochen, allerdings wurde der Reader deutlich mehr als 2 Stunden pro Tag genutzt und das WLAN war stets aktiv. Wir kommen daher zu dem Schluss, dass die von Amazon angegebenen Zahlen durchaus realistisch sind.
Fazit
Der Kindle eReader tut das, was er soll: eBooks wiedergeben. Und das macht er wirklich gut. Das Lesen auf dem Kindle ist angenehm und auch nach längerer Zeit gibt es keinerlei Kopfschmerzen. Das Herunterladen der Bücher geht schnell und einfach und das Synchronisieren der Seiten zwischen mehreren Geräten ist eine praktische Sache. Dank seiner kompakten Ausmaße und seines geringen Gewichts ist der Kindle auch ein Gerät, das man stets mit sich führen kann.
Aber am Kindle gibt es nicht nur Positives. Durch die starke Spezialisierung auf die eReader Funktion ist er für andere Dinge kaum zu gebrauchen. Den experimentellen Browser sollte man als das sehen was der Name schon vermuten lässt, ein Experiment.
Ist man auf der Suche nach einem Tablet PC, der einen durch den Alltag begleitet und mehr ein Allroundtalent sein soll, dann ist man beim Amazon Kindle falsch. Wer aber viel unterwegs ist und dabei nicht immer Unmengen an Büchern dabeihaben will, oder bereits konkret einen eReader sucht, der ist mit dem Amazon Kindle gut beraten.
Der Amazon Kindle ist für 99,00 Euro bei Amazon.de erhältlich.