Notebookcheck Logo

Kommentar | Microsofts Rückruf-Plage: Warum ich mir "Recall"-Messages von Outlook ganz genau anschaue

Die Recall-Funktion in einer Office-Umgebung. (Bild: Microsoft)
Die Recall-Funktion in einer Office-Umgebung. (Bild: Microsoft)
Nanu, da kommt eine Rückruf-E-Mail, dabei geht es aber nicht um das Telefonieren, sondern um eine Microsoft-Funktion eine E-Mail aus fremden E-Mail-Boxen zu löschen. Etwas, was einen aufhorchen lassen sollte. Solche E-Mails sind es oft wert, genauer hinzuschauen, obwohl sie nerven.
Kommentar-Artikel geben ausschließlich die individuelle Meinung des/der angeführten Autors/Autorin wieder.

Seit grob einem Jahr bekomme ich auf einigen meiner E-Mail-Adressen regelmäßig eine E-Mail, die ungefähr so lautet: "[Organisationsname oder Person] möchte die Nachricht [Betreff einer E-Mail] zurückrufen". Das steht im Message Body. Im Subject sieht es ähnlich aus: Rückruf: [Betreff der ursprünglichen E-Mail]. Diese Funktion ist lokalisiert. Ist die absendende Organisation etwa im englischsprachigen Raum beheimatet (und arbeitet in englischer Sprache), dann steht dort Recall statt Rückruf – unabhängig von der Sprache des Empfängers.

In seltenen Fällen haben solche E-Mails sogar einen Footer. In einer dieser E-Mails, die ich bekam, stand etwa: "The information contained in this communication from the sender is confidential." Der Rückruf der E-Mail ist also unter der höchsten Geheimhaltungsstufe einzuordnen – die ich einfach breche. 

Als Nicht-Outlook-Nutzer nerven und amüsieren mich diese E-Mails immer wieder. Zum einen sind sie unnötig und zum anderen verraten sie doch mehr über ein Unternehmen und den Kenntnisstand des Absenders als diesen vielleicht bewusst oder lieb ist.

Doch was ist das eigentlich für eine E-Mail, die daher kommt und in meiner E-Mail-Box, ja sogar in Unterordnern, E-Mails gegen meinen Willen löschen will? Nun es kommt drauf an. Beziehen wir uns aber auf das letzte Jahr, dürfte es die neue Recall-Funktion von Microsoft sein. In den Header-Daten der jeweiligen E-Mails wird jedenfalls sehr deutlich, dass es eine Exchange-Umgebung ist, aus der die E-Mail stammt.

Hier setzt Microsoft aber nicht etwa die einmal vorgeschlagene SMTP Service Extension for Message Recall um, die, soweit ich es überblicke, es nie über das Entwurfsstadium gebracht hat. Stattdessen wird eine E-Mail der Nachrichtenklasse IPM.Outlook.Recall verschickt und nicht etwa ein Server-Kommando. Und diese E-Mail sieht dann wie obige aus.

Ein Blick in die Recall-Message lohnt sich

Das macht mich dann natürlich besonders neugierig: Warum wollte der Absender denn diese E-Mail bei mir löschen und warum schickt er sie mir? Und wenn er oder sie es mehrfach probiert werde ich noch neugieriger. Manchmal sind es simple Dinge. Was ich dann tue? Ich vergleiche die erste verschickte E-Mail mit der meist nach dem Recall verschickten Korrektur.

Ein Recall für einen Rechtschreibfehler oder einen vergessenen Satz etwa sind völlig unnötig, hier fehlt mir das Verständnis dafür komplett. In anderen Fällen kann es aber schon einmal interne Kommunikation sein, in die man geraten ist. Hier kann ich zumindest nachvollziehen, dass der Absender nicht möchte, dass Fremde dies lesen. Die Möglichkeiten zwischen diesen beiden Extremen sind vielfältig und rechtfertigen mal mehr oder weniger den Wunsch eines Recalls.

Und das Recall-Feature funktioniert bei mir sogar. Aber nicht so, wie Microsoft es sich denkt. Meine Aufmerksamkeit ist höher als bei der 500. KI-Pressemitteilung, irgendweclhem Crypto-Kram oder Lotteriegewinnen in fernen Ländern. 

Microsoft spricht übrigens von einer Erfolgswahrscheinlichkeit eines Recalls von 90 Prozent. Immerhin eine deutliche Steigerung von den vormals 40 Prozent der alten Funktion. Vielleicht der Grund, warum dies nun so häufig genutzt wird. Witzigerweise kam das alte Recall-Feature bei mir nie an. Als Nicht-Outlooker wusste ich gar nicht, dass es die Funktion gibt. Das neue Recall wirkt hingegen oft genug und je mehr Sysadmins ihre Exchange-Umgebungen auf einen neuen Stand bringen, desto mehr werde ich davon vermutlich abbekommen.

Noch nervt es mich nur und die Neugierde gleicht es ein wenig aus. Aber eigentlich ist diese Funktion unnötig, zumal außerhalb einer Organisation, wo es ohnehin nicht funktioniert. Hier sollte Microsoft dringend an einer Lösung arbeiten, damit nicht ständig Recalls die eigene Organisation verlassen. Zumal laut Microsoft der Recall nur bei E-Mails funktioniert, die innerhalb von Exchange Online gehostet werden. Eigentlich eine sehr deutliche Einschränkung, die es umso unerklärlicher macht, warum ich seit einem Jahr gehäuft Rückrufe bekomme.

Ich hoffe, dass es nicht überhand nimmt.

Microsofts neue Recall-Funktion: Ablauf. (Bild: Microsoft)
Microsofts neue Recall-Funktion: Ablauf. (Bild: Microsoft)

Quelle(n)

Eigene Recherchen

Alle 1 Beträge lesen / Antworten
static version load dynamic
Loading Comments
Diesen Artikel kommentieren / Antworten
Teilen Sie diesen Artikel, um uns zu unterstützen. Jeder Link hilft!
> Notebook Test, Laptop Test und News > News > Newsarchiv > News 2023-06 > Microsofts Rückruf-Plage: Warum ich mir "Recall"-Messages von Outlook ganz genau anschaue
Autor: Andreas Sebayang, 21.06.2024 (Update: 21.06.2024)