Intel Ivy Bridge Guide für Spieler
Wenn es um die Wahl eines passenden Prozessors geht, stehen viele Gamer im sprichwörtlichen Regen. Zahlreiche Technikartikel von einschlägigen Websites und Printmagazinen legen die Vermutung nahe, dass man als »PCler« heutzutage nicht mehr um einen Vierkerner herumkommt. Doch wie sieht die Situation im Notebook-Bereich aus, der mit abgespeckten und damit langsameren Grafikkarten vorliebnehmen muss. Unser Forum belegt, dass sich preisbewusste Spieler oft unsicher sind, ob ein bestimmter Prozessor für eine bestimmte Grafikkarte genügt.
Nachdem in unseren letzten beiden, inzwischen etwas älteren, Vergleichstests bereits die Mittelklasse und der Einstieg in die Oberklasse beleuchtet wurde (jeweils noch auf Sandy Bridge Basis), war diesmal die Luxusklasse in Form der Nvidia GeForce GTX 680M an der Reihe. Wir bedanken uns an dieser Stelle ganz herzlich bei der Firma Schenker Notebooks (mysn.de), die uns ein Testgerät inklusive neun Ivy-Bridge-Modellen zur Verfügung gestellt hat.
Wir erweitern unser Team und suchen Gaming-Enthusiasten sowie Unterstützung für unsere Video-Produktion im Raum Hamburg.
Details
Testumgebung
Das Schenker XMG P502 PRO, das auf dem knapp 3,2 Kilogramm schweren P150EM Barebone des taiwanesischen Herstellers Clevo basiert, eignet sich aufgrund seiner kundenfreundlichen Bauweise nicht nur ideal für Grafikkartentests, sondern auch prima für CPU-Vergleiche. Unter der Haube des 15,6-zölligen Gaming-Notebooks schlummert Intels moderner HM77 Chipsatz.
Für unseren Artikel wählten wir acht GByte DDR3-RAM (2x 4.096 MByte im Dual-Channel-Modus) und eine 320 GByte große HDD mit 7.200 U/Min. Das Betriebssystem (Windows 7 Professional 64 Bit) war natürlich auf dem neuesten Stand. Als GPU-Treiber musste sich die ForceWare 306.02 Beta beweisen. Die WHQL-zertifizierte Version 306.23 erschien leider etwas zu spät.
Testkonfiguration:
- 15.6“ Full-HD Non-Glare
- Intel HM77 Chipsatz
- Nvidia GeForce GTX 680M (ForceWare 306.02 Beta)
- 8 GByte DDR3-RAM (Corsair Vengeance, 1600 MHz)
- 320 GByte HDD (Seagate Momentus ST9320423AS, 7200 U/Min)
- Windows 7 Professional 64 Bit
Prozessoren:
- Core i7-3820QM, 2,7-3,7 GHz, 4 Kerne, 8 Threads, 8 MByte L3-Cache, 45 Watt TDP
- Core i7-3720QM, 2,6-3,6 GHz, 4 Kerne, 8 Threads, 6 MByte L3-Cache, 45 Watt TDP
- Core i7-3610QM, 2,3-3,3 GHz, 4 Kerne, 8 Threads, 6 MByte L3-Cache, 45 Watt TDP
- Core i7-3612QM, 2,1-3,1 GHz, 4 Kerne, 8 Threads, 6 MByte L3-Cache, 35 Watt TDP
- Core i7-3520M, 2,9-3,6 GHz, 2 Kerne, 4 Threads, 4 MByte L3-Cache, 35 Watt TDP
- Core i5-3360M, 2,8-3,5 GHz, 2 Kerne, 4 Threads, 3 MByte L3-Cache, 35 Watt TDP
- Core i5-3320M, 2,6-3,3 GHz, 2 Kerne, 4 Threads, 3 MByte L3-Cache, 35 Watt TDP
- Core i5-3210M, 2,5-3,1 GHz, 2 Kerne, 4 Threads, 3 MByte L3-Cache, 35 Watt TDP
- Core i3-3110M, 2,4 GHz, 2 Kerne, 4 Threads, 3 MByte L3-Cache, 35 Watt TDP
Benchmarks
Beginnen wir gleich mit dem wohl interessantesten Aspekt: Die Leistung. Die fünf ausgesuchten Spiele decken nahezu die komplette Bandbreite ab. Da hätten wir einen Vertreter aus dem Renngenre (Dirt Showdown), ein Mitglied aus der Rollenspiel-Fraktion (Skyrim), einen beliebten Action-Kracher (Battlefield 3), ein brandneues MMO (Guild Wars 2) und eines der letzten Highlights aus dem darbenden Strategie-Bereich (Shogun 2). Nach unseren bisherigen Erfahrungen und/oder anderen Technikchecks profitieren diese Titel von einer starken CPU.
Um eine möglichst hohe Praxisrelevanz zu garantieren, haben wir uns für grafisch recht anspruchsvolle Settings entschieden. Zwar würden niedrigere Einstellungen mögliche Unterschiede eher verdeutlichen, aber seien wir mal ehrlich: Wer möchte mit einer High-End-GPU schon in 1366 x 768 Pixeln und mittleren Details zocken. Jedes Spiel wurde deshalb mit 1.920 x 1.080 Bildpunkten und hohen bis maximalen Grafikoptionen getestet (manchmal inklusive Kantenglättung). Zur Vermeidung von Streuungen führten wir jeden Benchmark doppelt durch. In den Tabellen ist jeweils der Mittelwert der beiden Durchgänge eingetragen.
Bevor wir uns den Ergebnissen widmen, noch ein wichtiger Hinweis: Während die schwächeren Quad-Core-Modelle i7-3610QM und i7-3612QM sowie alle Dual-Core-Modelle nur rund 200 MHz unter ihrem Turbo-Maximum liefen, näherten sich die Vierkerner i7-3720QM und i7-3820QM zuweilen ihrem Grundtakt an. Laut Schenker ist auch das Spitzenmodell Core i7-3920XM von diesem Problem betroffen. Was bedeutet das für unseren Vergleich? Nun ja, die beiden schnellsten Quad-Cores blieben eventuell unter ihren Möglichkeiten. Entsprechend sollte man die Resultate mit Vorsicht genießen.
Guild Wars 2
Dass der Prozessor bei Guild Wars 2 eine relativ große Rolle spielt, dürfte vielen Lesern schon bekannt sein. Wie massiv sich die CPU auf die Performance auswirkt, hat aber selbst uns überrascht. Zwischen dem günstigen Zweikerner Core i3-3110M (keine Turbo Boost Technologie!) und dem teuren Core i7-3820QM lagen ganze 23 fps. Das erfolgreiche MMO skaliert dabei nicht nur mit dem Takt, sondern auch mit der Kernzahl – ein seltener Anblick.
Unsere Benchmarksequenz (1.920 x 1.080, Best Appearance Preset) wurde erst von einem Core i5-3320M mit mehr als 30 fps bewältigt. Über 40 fps schafften hingegen lediglich die Vierkern-Modelle. Ergo: Ein Zweikerner reicht zum ordentlichen Spielen aus, für ein optimales Erlebnis sollte jedoch ein Quad-Core im Notebook stecken.
Dirt Showdown
Dem action-orientierten Dirt Showdown kommt es primär auf die Menge der Kerne an. Obwohl alle Dual-Cores 1.920 x 1.080 Bildpunkte, vierfache Kantenglättung und das Ultra-Preset anständig wiedergaben, fühlte sich das Spielgeschehen subjektiv etwas ruckelig an. Mit einem Quad-Core rennt Showdown generell angenehm flüssig - egal wie hoch die CPU taktet (gilt nur für Intel).
The Elder Scrolls V: Skyrim
In Skyrim macht die gesamte Ivy-Bridge-Palette eine gute Figur. Zwar konnten wir beim Einsatz von 1.920 x 1.080 Pixeln und der Ultra-Stufe gewisse Unterschiede ermitteln, in der Praxis sollte man davon aber kaum etwas merken. So trennten den preislich attraktiven Core i5-3210M und den potenten Core i7-3820QM lediglich zwei fps. Der Core i3-3110M fiel wieder einmal leicht ab.
Battlefield 3
Bei Battlefield 3 griffen wir auf unsere bewährte Benchmark-Sequenz zurück. Der lineare Ablauf der Singleplayer-Mission »Operation Swordbreaker« gewährleistet eine hohe Vergleichbarkeit. Da die Passage wenig Physik bietet und entsprechend GPU-lastig ist, pendelten sich die Ivy-Bridge-Modelle auf ein vergleichbares Niveau ein. 1.920 x 1.080 Bildpunkte und das Preset »High« führten jeweils zu 49-51 fps. In riesigen Multiplayer-Schlachten mit dutzenden Gegnern, Fahrzeugen und zerstörbaren Objekten (wegen des variablen Gameplays ungünstig zu benchen) dürften die Abweichungen größer sein.
Total War: Shogun 2
Obwohl Shogun 2 über einen speziellen CPU-Benchmark verfügt, nutzten wir lieber den »normalen« Grafiktest (Benchmark DX11 Graphics High 1080p). Erstens, weil der CPU-Test nur unter DirectX 9 läuft. Zweitens, weil selbst ein Core i7-3610QM bei mageren 20 fps herumkrebst. Und drittens, weil uns der Grafik-Benchmark durch die Kameraschwenks und den Wechsel aus Nah- und Fernaufnahmen etwas repräsentativer erscheint.
Doch zurück zum Thema: Wie in Battlefield 3 performen die meisten Ivy-Bridge-CPUs auf Augenhöhe. Mit 47 fps reiht sich der Core i3-3110M minimal hinter seinen Brüdern ein, die im Schnitt 48-49 fps erzielen. Ähnliches gilt übrigens auch für die nicht zu unterschätzenden minimalen fps. Lediglich bei Dirt Showdown und Guild Wars 2 offenbarten sich – passend zu den Durchschnittswerten – eklatante Unterschiede.
Energieverbrauch
Der Energieverbrauch des Gesamtsystems wurde direkt an der Steckdose gemessen (Voltcraft VC 940). Während sich das Notebook mit Dual-Core-CPU in Battlefield 3 durchschnittlich 120 Watt (i3-3110M) bis 130 Watt (i7-3520M) genehmigte, schluckte der 15-Zöller mit Quad-Core-Prozessor zwischen 126 Watt (i7-3612QM) und 138 Watt (i7-3820QM). Insgesamt variierte der Strombedarf um rund 20 Watt, was angesichts der Leistung durchaus vertretbar ist.
Temperatur
Bei der Temperaturmessung vertrauten wir auf den CPUID Hardware Monitor. Laut dem bekannten Tool erhitzten sich die Vierkerner etwas stärker als ihre zweikernigen Geschwister. Abgesehen vom sparsamen 35-Watt-Modell i7-3612QM wurden alle Quad-Cores bei Battlefield 3 über 70 °C warm. Ein Großteil der Zweikerner blieb hingegen unter der 70-°C-Marke. Dank des getrennten Kühlkreislaufs zeigte sich die Grafikkarte recht unbeeindruckt. Je nach CPU erreichte die GeForce GTX 680M zwischen 80 und 86 °C. Als CPU-Kühlmittel diente die eigens aufgetragene Wärmeleitpaste Prolimatech PK-1.
Lautstärke
Wie Sie in der Tabelle erkennen können, wirkte sich die Prozessorwahl nur minimal bis überhaupt nicht auf die Lautstärke aus. Egal ob schwacher Dual-Core oder kräftiger Quad: Nach 15 Minuten Battlefield 3 dröhnte das XMG P502 PRO mit deutlich hörbaren 47 dB (Voltcraft SL 320, 15 cm Abstand). Bei Desktop-Replacements wird die Lautstärke hauptsächlich von der Grafikkarte beeinflusst.
Fazit
Guild Wars 2 und Dirt Showdown machen deutlich, dass sich bei den CPU-Anforderungen einiges getan hat. High-End-Grafikkarten wie die GeForce GTX 680M sehnen sich in manchen Titeln nach einem potenten Vierkerner und werden von Dual-Cores spürbar limitiert. Jedoch handelt es sich bei Guild Wars 2 und Dirt Showdown um Ausnahmefälle. Zwar profitieren auch andere Spiele theoretisch von einem starken Prozessor, wirklich kriegsentscheidend ist die CPU-Wahl aber selten. Ein Core i5-3210M reicht für die meisten Titel locker.
Vom günstigen Einstiegsmodell Core i3-3110M würden wir Ihnen trotz des guten Preis-Leistungs-Verhältnisses eher abraten, da sich der fehlende Turbo mitunter negativ bemerkbar macht. Apropos Preis: Der aktuelle Spitzenreiter Core i7-3920XM lohnt sich selbst für passionierte Spieler nicht. Das schnellste Zweikern-Modell, den Core i7-3520M, hätte sich Intel ebenfalls sparen können. Der minimale Leistungsgewinn im Vergleich zum Core i5-3360M rechtfertigt die höheren Anschaffungskosten nur bedingt. Zumal die Emissionen auf Quad-Core-Niveau liegen.
Preisbewusste Spieler sind momentan beim Core i5-3210M und beim Core i5-3320M richtig. Wer etwas mehr Geld übrig hat, sollte allerdings gleich zum Core i7-3610QM greifen. Der Vierkerner ist teils wesentlich flotter und bietet eine höhere Zukunftssicherheit. Als heimlicher Star entpuppte sich derweil der Core i7-3612QM, welcher die Vorzüge beider Lager vereint, sprich eine hohe Leistung gepaart mit einem niedrigen Stromverbrauch und einer moderaten Temperaturentwicklung.
Abschließend hoffen wir, dass Ihnen unser Vergleichstest die Kaufentscheidung erleichtert. Für Fragen und sonstige Anregungen steht die Kommentarfunktion parat.