Eleglide Citycrosser im Hands-On: Schicker E-Stadtflitzer für wenig Geld
Eleglide vertreibt eScooter und eBikes und hat uns den Eleglide Citycrosser zum Test zugesandt. Insgesamt hat der Hersteller aktuell 7 unterschiedliche, elektrische Fahrradmodelle im Angebot, das Citycrosser ist mit 1.100 Euro schon das Zweitteuerste.
Das große Paket kam nur wenige Tage später an, das Rad darin ist vormontiert, einige Teile müssen jedoch noch angebaut werden.
Aufbau & Design
Neben den anzubauenden Komponenten liegen noch optionale "Gas-Griffe" bei. Der Hersteller schreibt, dass diese je nach Regelungen des jweiligen Landes betrieben dürfen oder nicht. Sie treiben also optional den Motor ohne an, auch ohne dafür treten zu müssen. In Deutschland ist das ohne Zulassung verboten, daher bleiben die Griffe beim mir vorerst ungenutzt.
Im hinteren Teil des Fahrrades ist quasi alles einsatzbereit, nur der Sattel muss noch in den Schnellspanner eingesetzt werden.
Vorne ist die Arbeit etwas größer: Das Vorderrad muss montiert werden, ebenso die Bremse, der Lenker, der Gepäckträger, die Pedalen sowie das Licht. Alles machbar, auch weil Eleglide alle nötigen Werkzeuge mitschickt, diese lassen sich später gut als als Notfall-Werkzeugset mitnehmen.
Das meiste davon ist kein Problem, nur bei der Bremse hatte ich kleinere Schwierigkeiten. Diese ist nicht so gut voreingestellt, sodass die Bremsbacken an der Bremse schleiften und das Rad blockierten, hier war noch etwas Feintuning nötig.
Ungeübte Fahrradbastler müssen sich zunächst in die Einstellung einer Scheibenbremse informieren, hier liefert der Hersteller leider keine Anleitung mit. Das Manual ist zwar für den grundsätzlichen Aufbau hilfreich, sagt aber nichts zur korrekten Brems- oder Gangeinstellung.
Nach etwa 30 bis 45 Minuten steht das Rad aber. Eine Überraschung gab es dann doch. Es gibt eine Vorderlampe, welche direkt mit dem elektrischen System verbunden ist, also weder einen Extra-Dynamo noch einen eigenen Akku braucht, macht ja auch Sinn bei einem Elektrofahrrad. Nur leider fehlt ein Rücklicht, was in der Stadt meist noch wichtiger ist als die Vorderlampe. Stattdessen gibt es einen simplen, kleinen, roten Reflektor zum Anbringen unter dem Sattel. Ein Rücklicht haben wir daher gerade in den dunklen Testmonaten stark vermisst.
Das Design ist durchaus schick. Der weiße Grundton setzt einen guten Kontrast zu den schwarzen Komponenten, die dunklen, dandfarbenen Schriftzüge und Verzierungen bringen einen weiteren Farbton ins Spiel. Als Stadtrad ist der Citycrosser durchaus ein kleiner Hingucker, auch wenn es beispielsweise den Akku nicht so versteckt wie manch deutlich teurerer Konkurrent.
Specs & Funktionen
Beim Motor handelt es sich um einen unbekannten "SOF36" mit 250 W mit 36 V, welcher kurzzeitig maximal 400 W leistet und einen maximalen Drehmoment von 45 nm aufbringt.
Ausstattung | |
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Schaltung | Shimano Tourney 7-Gang |
Bremsen | Sram Guide T Disc 200/180 mm |
Akku | 360 Wh, 36 V; Ladezeit 6,5 h |
Motor | SOF36 mit 250 W |
Max. Drehmoment | 45 Nm |
Gewicht Akku | Kg |
Gesamtgewicht | 22 Kg |
maximale Last | 120 kg |
Der Akku beherbergt 360 Wh und braucht 6,5 Stunden, um wieder voll geladen zu werden. Die maximale Reichweite wird mit 75 km angegeben. Diese hängt maßgeblich von der Fahrweise und der gewählten Unterstützungsstufe ab. Davon gibt es insgesamt 5. Zusätzlich gibt es einen Push-Modus, welcher das Schieben des Rades auch bei unterhalb von 6 km/h unterstützt.
Das 1,75 Zoll kleine Display zeigt die Unterstützungs-Modi an, dazu die momentane Geschwindigkeit, die gefahrenen km (umschaltbar von Trip auf Gesamt), den Akkustand und ob das Vorderlicht an ist. Die Akkuanzeige besteht aus 5 Balken, welche den Stand anzeigen.
Der Fahrradrahmen besteht aus einer Aluminiumlegierung, das ganze Rad wiegt so etwa 22 kg, was für ein eBike noch recht leicht ist.
Es gibt insgesamt 7 Gänge (hinten), welche durch ein Shimano-Schaltwerk gewechselt werden.
Vorne und hinten sind Scheibenbremsen verbaut.
Unterwegs in der Stadt
Der Akku war in meinem Fall schon komplett aufgeladen, sodass ich sofort loslegen konnte. Ich habe mich zunächst für die Stufe 3 als meinen Standard entschieden, aber auch die anderen ausprobiert.
Macht Spaß
Beim Fahren geht es gleich knackig los, vor allem wenn man sich beim Anfahren in die Pedale rein stellt. Dann ist die Unterstützung schon fast zu stark. Setzt man sich dann, lässt natürlich auch die Tretkraft und damit die Unterstützung nach. Sofern man etwas stärker in die Pedale tritt, zieht der Motor relativ schnell bis auf etwa 25 km/h hoch.
Besonders praktisch ist die Unterstützung, wenn man noch Kinder oder andere "Lasten" am Rad mitträgt und zusätzlich Brücken (Swinemünder Brücke) oder Berge (eher Anstiege, Veteranenstr.) erklimmen muss, ja auch in Berlin gibt es zuweilen einige davon.
Mit der Zeit wünscht man sich dann bei solchen Anstiegen noch mehr Unterstützung - man wird halt immer fauler - selbst auf Stufe 5 kommt man bei größeren Anstiegen noch leicht ins Schwitzen. Die 45 nm Drehmoment sind nicht super stark, für die Stadt aber eigentlich absolut ausreichend.
Bei Ankunft nicht optimal eingestellt
Vor der Fahrt sollten einige Feineinstellungen vorgenommen werden, denn die Bremsen quietschen und die Gänge schalten nicht perfekt. Letzteres ließ sich leicht beheben, indem man am Schalthebel die Mutter leicht herausdreht, um die Zugspannung zu erhöhen. Der Sattel könnte bequemer sein, der Ständer ist hingegen sehr gut eingestellt.
Nach etwa 8 km dann ein kleiner Schock: Die Kurbel löste sich, die Kontermutter der Kurbelgarnitur saß nicht fest und hatte sich langsam "abgeschraubt". Davon steht nichts in der Anleitung, scheinbar etwas, das nicht hätte passieren sollen. Ich schraube die Kontermutter per Hand notdürftig fest, zu Hause ziehe ich per Werkzeug fest (z.B. hier auf Amazon), ein passendes Werkzeug hierfür liegt leider nicht bei. Trotz viel Kraft spüre ich beim Treten noch ein minimales Klacken oder Spiel in der Kurbel (oder dem Tretlager?), da ist die Verabreitung nicht optimal.
Ungeübte Fahrradnutze könnten für die Feineinstellung von Kurbel, Bremsen und Gängen wohl doch bei einer Werkstatt vorstellig werden, ein Nachteil bei der Online-Bestellung von Fahrrädern.
Gute Stadtunterstützung
Insgesamt gefällt mir das allgemeine Fahrverhalten. Mir fällt allerdings auf, dass die Unterstützung in manchen Situationen etwas träge reagiert. Beispielsweise läuft der Motor noch etwas nach wenn ich aufhöre zu treten, was mich manchmal kurz zusammen zucken lässt, wenn ich gerade um eine knappe Kurve lenken möchte, dafür eigentlich die Geschwindigkeit verringern will, mich der Motor aber stattdessen noch minimal beschleunigt.
Bei Anstiegen wiederum scheint der Motor sofort wegzufallen wenn ich aufhöre zu treten, der urplötzliche Einbruch lässt mich langsamer werden als gedacht und dann braucht der Motor wieder minimal Zeit um neu einzusetzen. Aber das ist Kritik auf hohem Niveau. Insgesamt bin ich doch sehr zufrieden.
Für Länder in denen eine höhere Unterstützungsgeschwindigkeit erlaubt ist als in Deutschland gibt es noch ein "verstecktes" Menü, in dem sich die Unterstützung auf bis zu 32 km/h anheben lässt. Das ist hierzulande illegal und daher auf keinen Fall empfehlenswert.
Reichweite
Elegoo listet eine Reichweite von 75 km auf. Diese ist überraschend realistisch. Mein Citycrosser stand im Herbst/Winter nachts stets draussen im Hof. Gefahren bin ich mit der Unterstützungsstufe 3, abwechselnd im Hellen und auch im Dunkeln mit aktivierter Lampe.
Meine Wege beinhalteten auch die erwähnten Anstiege und teilweise die Mitnahme von Kindern. Auf diese Weise bin ich im kalten Novembermonat auf eine Reichweite von etwa 65 - 70 km gekommen.
Im Sommer dürfte der Akku bei gleicher Nutzung noch länger ausreichen. Je nach Unterstützungsstufe und Fahrweise ließe sich die Zeit noch strecken (Stufe 1) oder verkürzen (Stufe 5, Losfahren im höchsten Gang!).
Beim Aufladen des Akkuswird dieser ungewöhnlich heiß, mein Infrarot-Thermometer misst bis zu 77 °C! Das ist mehr als mir lieb ist und spricht vor allem für einen ineffektives Laden, da (zu) viel Energie in Wärme umgewandelt wird.
Das Netzteil ist überhaupt extrem leicht und wirkt generell irgendwie billig, ein hochwertigeres Netzteil wäre eine klare Verbesserung.
Nicht ganz optimal ist die Anzeige der Reichweite bzw. des Akkustandes. 5 Batteriebalken zeigen die Restkapazität an. Diese Anzeige variiert jedoch ständig, sodass die Einschätzung der Rest-Reichweite für den Nutzer schwierig ist.
Es scheint so, als würde die verbleibende Reichweite nur anhand des sehr aktuellen Verbrauchs berechnet. Wenn ich also anfahre und der Motor etwas stärker beansprucht wird, geht die Anzeige auf 2 oder gar 1 Balken herunter, fahre ich dann konstant bei leichter Unterstützung geht die Anzeige wieder auf 4 Balken hoch usw.
Hier wäre es besser, wenn der Algorithmus für die Reichweite etwas mehr Verbrauchsdaten mit einbeziehen würde als nur den Momentanverbrauch.
Fazit - Preiswertes City-eBike
Mit rund 1.100 Euro ist das Citycrosser im unteren Preissegment für eBikes angesiedelt. Dafür erhält man einen recht einfachen Cityflitzer, der durchaus viel Spaß macht. In dieser Preisklasse verzichtet man auf Komfort wie eine Federung oder besonders hochwertige Komponenten, dem Spaß am E-Antrieb tut dies, zumindest mittelfristig, keinen Abbruch.
Etwas ärgerlich ist die fehlende Feinjustierung bei Lieferung. Bremse und Gangschaltung wollen justiert werden, ein Rücklicht fehlt leider und dass sich die Kurbel-Kontermutter löste, hat unterwegs einmalig Frust ausgelöst. Sind die Probleme jedoch beseitigt, hat man ein Stadt-Spaßgerät, das nicht zu viel kostet und einen bei den täglichen Strecken entlastet, sofern man dies möchte. Achja, ein Rücklicht und ein hochwertigeres Ladegerät wären noch wünschenswert.
Das Eleglide Citycrosser ist ein flottes und nach ein paar Feineinstellungen unkompliziertes, preiswertes Stadt-eBike, auf dem das Fahren Spaß macht.
Offenlegung: Eleglide hat uns zum Zwecke des Tests ein Exemplar des Citycrosser kostenlos zur Verfügung gestellt. Auf den Inhalt des Tests wurde zu keinem Zeitpunkt eingewirkt.
Preis und Verfügbarkeit
Regulär kostet das Citycrosser bei Eleglide direkt 1099 Euro. Momentan gibt es auf der Seite einen Gutscheincode, welcher nochmals 100 Euro vom Kaufpreis abzieht. Auch bei Geekbuying bekommt man das eBike gerade für 999 Euro. Auf Amazon ist es ebenfalls zu haben, und zwar für 1.149 Euro.