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Brightline West: Die USA bekommen einen ICE-Ableger von Siemens

Ein AP220 als Brightline-Zug. (Bild: Siemens Mobility/Brightline West)
Ein AP220 als Brightline-Zug. (Bild: Siemens Mobility/Brightline West)
Die USA bekommen bald einen wirklich schnellen Hochgeschwindigkeitszug, den American Pioneer AP220. Der stammt aus der Velaro-Familie von Siemens Mobility, auf der auch viele ICE der Deutschen Bahn basieren.

Brightline hat sich für Siemens' Velaro-Plattform für seine neue Hochgeschwindigkeitszugverbindung zwischen Las Vegas und Los Angeles entschieden, wie Brightline und Siemens Mobility bekanntgaben. Die Velaro-Züge, die auch Basis zweier ICE-3-Generationen (BR 407/408) sind, werden in den USA als AP220 fahren. AP steht für American Pioneer und 220 für die Höchstgeschwindigkeit in Meilen. Umgerechnet sind das rund 350 km/h.

Bis 2028 braucht Brightline insgesamt zehn Zuggarnituren, um den Betrieb zwischen Los Angeles und der Casinostadt Las Vegas aufzunehmen, die aufgrund ihrer enormen Hotel- und Konferenzkapazitäten für zahlreiche wichtige Technikveranstaltungen wie der CES genutzt wird. In ferner Zukunft lässt sich die CES über die noch zu bauende California High Speed Rail mit Umstieg in Palmdale direkt aus dem Silicon Valley besuchen.

Siemens wird für den Bau der Züge ein Werk in den USA errichten. Laut Brightline entspricht der Vertrag den Anforderungen von "Buy America" und beinhaltet auch die Wartung der Züge über 30 Jahre. Die USA werden dann erstmals eine Produktionsstätte für Hochgeschwindigkeitszüge haben, so Brightline.

Produziert wird der AP220 als siebenteilige Garnitur mit bis zu 450 Plätzen. 

Für die rund 350 Kilometer lange Strecke soll der Zug rund zwei Stunden brauchen. Er fährt allerdings in der ersten Phase nicht direkt bis nach Los Angeles, sondern nur bis Rancho Cucamonga, nahe des Flughafens Ontario, der die Los-Angeles-Region mit versorgt. Hier wird später eine weitere Verbindung zum Flughafen möglich sein. In einem Tunnel (Ontario Airport Loop), der ursprünglich von Elon Musks Boring Company gebaut werden sollte, die sich jedoch zurückzog, sollen später autonome Fahrzeuge zwischen der Station und dem Flughafen verkehren.

Eine Weiterfahrt bis LA Downtown dauert stattdessen noch einmal etwas über eine Stunde mit einem Regionalzug.

Die geplante Strecke der Brightline West. (Bild: Brightline West)
Die geplante Strecke der Brightline West. (Bild: Brightline West)
Endstation Las Vegas, südlich des Strips. (Bild: Brightline West)
Endstation Las Vegas, südlich des Strips. (Bild: Brightline West)

Die Endhaltestelle in Las Vegas wird näher am Zentrum liegen und ist nördlich der Blue Diamond Road nahe der Interstate 15 geplant. Da Las Vegas kein echtes Nahverkehrsbahnsystem besitzt und Elon Musks Las Vegas Loop über sein Unternehmen Boring Company nur sehr langsam voranschreitet, ist eine Weiterfahrt per Bus, Taxi oder PKW notwendig. Las Vegas bekommt mit Brightline West zudem erstmals wieder einen Anschluss an den Eisenbahnfernverkehr, der vor Jahrzehnten aufgegeben wurde.

Nach derzeitigem Stand wird der Staat an dem Brightline-Projekt insgesamt 3 Milliarden US-Dollar zuschießen. Der Rest der 12 Milliarden wird privat finanziert.  

Kaum Hochgeschwindigkeitsverkehr in den USA

Hochgeschwindigkeitsverkehr ist in den USA sehr selten. In den USA wird das Flugzeug vorgezogen, weswegen viele US-Metropolregionen mehrere Verkehrsflughäfen haben, um die Kapazitäten aufnehmen zu können.

 Im Betrieb sind in den USA nur der Acela Express, der zumindest abschnittsweise im Northeast Corridor über 200 km/h erreicht, oft aber gemächlich mit 100 km/h fährt, und die recht neue Brightline in Florida. Letztere fährt mit Dieselzügen in Push-Pull-Konfiguration (ähnlich dem ICE 1 mit seinen zwei elektrischen Triebköpfen) und wird eher als "Higher Speed Rail" eingestuft, da sie maximal 200 km/h schafft.

Zusätzlich befindet sich die California High Speed Rail (CAHSR) an der Westküste der Staaten im Bau. Diese wird in der ersten Phase allerdings zwischen eher kleinen Städten wie Bakersfield (Population etwas über 400.000) und Merced (90.000) mit Halten unter anderem in Fresno (500.000). 

Die Verlängerung bis nach San Francisco – hier hat Caltrain erst kürzlich die für das Silicon Valley wichtige Elektrifizierung abgeschlossen, die auch für die CAHSR wichtig ist – und nach Los Angeles ist noch nicht absehbar. Selbst das erste, sogenannte Initial Operating Segment, wird erst irgendwann zu Beginn der 2030er-Jahre in Betrieb gehen.

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Autor: Andreas Sebayang,  4.05.2024 (Update: 13.05.2024)